Donnerstag, 6. Februar 2014

Der sechste Sinn, oder: Chronische Aufpasseritis

Gestern hatte ich ein Gespräch mit einer Freundin. Mädchenkram. Irgendwie kamen wir auf das Thema Eisprung zu sprechen und darauf, dass ich - anders als sie und die meisten anderen - immer ziemlich genau weiß, wann das bei mir ist. Generell habe ich das Gefühl, dass ich sehr genau auf die Signale achte, die mein Körper mir sendet. Aber woran liegt das, dass ich mir dessen, was in mir drin passiert, scheinbar mehr bewusst bin, als andere? Für mich liegt die Antwort auf der Hand: Ich habe Diabetes. Diabetes, und mit ihm chronische Aufpasseritis.

Die Natur hat das schon ganz gut eingerichtet. Es ziept, es schmerzt, irgendwo kribbelt was. Mal flackert es vor den Augen, mal hat man weiche Knie. All das kommt ja nicht von ungefähr. Der Körper will uns damit etwas sagen. Es ist seine Art der Kommunikation. Und wenn mir mein Körper etwas sagt, dann höre ich ihm zu. Dieses Bewusstsein über den eigenen Körper und über seine Reaktion auf verschiedene Situationen hat mir schon öfter den Allerwertesten gerettet. Ich merke meine Unterzuckerungen früh und sogar wenn ein Schnupfen auch nur ansatzweise im Anflug ist, weiß ich sofort was los ist. Viele meiner Freunde finden das bewunderswert und verstehen nicht, wie das geht. "Krass, wie du sowas immer merkst..."! Ja...krass, ne?!
Nein, eigentlich garnicht. Ich glaube, dieses Bewusstsein entwickelt sich von ganz alleine, weil es sich entwickeln muss. Anfänglich nur auf Aspekte der Diabetestherapie beschränkt (Wahrnehmung von Unter-/Überzuckerungen), breitet sich diese Gabe (ist es wirklich eine Gabe??) auf immer mehr Lebensbereiche aus.

Was aber so praktisch scheint, kann auf die Dauer auch ganz schön anstrengend werden. Ich ertappe mich in letzter Zeit immer öfter dabei, wie ich leicht hypochondrische Anwandlungen bekomme, vor allem dann, wenn es um die Früherkennung erster diabetischer Spätfolgen geht (toi toi toi - bisher alles gut!). Schläft mir ein Fuß ein schrecke ich sofort auf und denke mir "Oh nein...jetzt geht es los!". Wenn jemand anders ein Fuß einschläft, denkt der sich wahrscheinlich höchstens "Scheiße!" und lacht über das scherzhafte "Na dann weck ihn wieder auf" des Partners. Wenn es nachts ein paar Minuten dauert, bis sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnen und es deshalb ein wenig flackert, mache ich mir direkt Sorgen um mein Augenlicht. Das ganze geht sogar so weit, dass ich eine Unterzuckerwahrnehmnungsschulung besuchen musste, weil ich in diverse Empfindungen eine Hypo reininterpretiert habe, obwohl eigentlich alles im grünen Bereich war.

Ich bin mir zwar aufgrund des Diabetes meiner inneren Stimme bewusster, als viele andere in meinem Alter,  aber ich bin auch ängstlicher und vorsichtiger, wenn es um meine Gesundheit geht. Trotzdem bin ich irgendwie froh, dass ich mich selbst so gut verstehe. Mir gibt das die Sicherheit, die ich brauche um tagtäglich das zu tun wozu ich Lust habe. Angst vor Unterzucker habe ich nicht, weil ich weiß, dass ich mich auf mein Gefühl verlassen kann. Und wenn mir mein Körper ein Signal sendet, mit dem ich nichts anfangen kann, dann gehe ich mittlerweile lieber einmal mehr zum Arzt. Das mag so Manchem total übertrieben erscheinen, aber wenn ich mich in meinem Körper zu 100% wohlfühlen will, dann muss ich auf das hören, was er mir sagt und sicherstellen, dass alles in Ordnung ist. My body is my castle und so.

Wie ist das bei euch? Kennt ihr das auch? Schreibt mir...

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