Freitag, 28. November 2014

Zuckersensor auf vier Pfötchen

Seit vorgestern hat die Familie honigsuess katzigen Zuwachs: Frida, 13 Wochen alt, Bengal-BKH-Mischling und total süß. Süß aber zuckerfrei. Hat so auf den ersten Blick auch mal garnichts mit Diabetes zu tun. Also überspringen wir den ersten Blick und kommen direkt zum zweiten. Frida ist nämlich nicht nur total süß, sondern auch total schlau und weil sie so schlau ist, kennt sie sich auch super mit meinen Blutzuckerwerten aus.

Obwohl die kleine Madame erst seit rund zwei Tagen bei uns ist, hat sie schon zweimal ganz diabetikerwarnhundmäßig "angeschlagen" und mich einmal auf eine Hypo aufmerksam gemacht und ein anderes mal eine Keto gerade noch rechtzeitig verhindert. Und das war so:

Unsere erste gemeinsame Nacht war relativ anstrengend und durchzogen von schlaflosen Phasen. Immer wieder wollte die Dame spielen und konnte sich mit dem Gedanken des Stillliegens nicht so richtig anfreunden - kann man ja auch irgendwie nachvollziehen. Nachdem wir dann doch alle mal ein paar Stündchen geschlafen hatten wurde ich von aufgeregtem Schnnurren und Knabbern an meinem Ohr geweckt. Zucker gemessen: 50mg/dl. Zufall dachte ich mir, warf meine Hypo-BE ein und legte mich wieder schlafen.

Vergangene Nacht dann hat sich aus unerfindlichen Gründen mein Kathether verabschiedet. Gemerkt habe ich davon natürlich nichts, die Miez hat nämlich die ganze Nacht keinen Mucks von sich gegeben und wir konnten schlafen wie die Murmeltiere. Um 6:30 wurde ich dann von demselben aufgeregten Schnurren und Ohrenknabbern geweckt, wie am vorigen Morgen. Relativ schnell merkte ich dann, dass meine Pumpe weit von mir entfernt irgendwo rumliegt. "Moment...das kann irgendwie nicht so richtig stimmen...Ich hier...Pumpe dort. Ups, Scheibenkleister, Katheter ab." Die BZ-Messung ergab wunderbare 402mg/dl, der Ketontest irgendwas zwischen + und ++ und in meiner Magengegend kündigte sich bereits dieses ungute Ketoazidosegefühl an, von welchem ich jetzt schon so lange verschont geblieben war. Durch eine schnelle Korrektur ließ sich das Problemchen dann aber wieder beheben. Wie das wohl ohne die Miez ausgegangen wäre?

Bisher also eine ganz gute Quote als Blutzuckerschwankungsdetektor würde ich sagen - 2 von 2 kleinen Katastrophen astrein erkannt. Ich bin gespannt, ob sich das alles wirklich nur als reiner Zufall herausstellt, oder da doch irgendwie was dran sein könnte, an meinem kleinen Katzen-CGM. Ich halte euch auf dem Laufenden.

Viele Grüße auch von Frida an alle lieben Leser :-)

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Freitag, 14. November 2014

#dedoc Blogparade zum Weltdiabetestag - Hallo, ich bin...

Hallo, liebe #dedoc und Welt da draußen!

Ich bin Anne, ich bin (noch ein paar Tage) 22, ich bin T1D und ich bin zufrieden. Ich bin lebensfroh und manchmal bin ich traurig. Ich bin ein positiver Mensch und manchmal bin ich richtig pessimistisch. Ich bin ein Mensch mit Fehlern und ich bin stolz auf jeden einzelnen. Ich bin Studentin und ich bin ganz schön faul. Ich bin (irgendwann mal) Lehrerin und ab und zu ganz schön genervt. Ich bin irgendwie doch noch nicht so ganz erwachsen, wie ich es mir oft ausmale zu sein. Ich bin zwischendrin. Zwischen groß und klein, zwischen sicher und unsicher, zwischen kindisch und bierernst (höhö Bier). Ich bin richtig peinlich wenn ich betrunken bin, deshalb bin ich nur noch selten betrunken. Ich bin oft sauer auf Menschen und das ohne Grund. Ich bin laut, obwohl in mir alles oft ganz leise ist und ich bin bunt, auch wenn mein Leben manchmal mehr schwarzweiß ist. Ich bin kein Mensch der viel feiert, die Feier findet in mir drin statt, jeden Tag aufs Neue. Ich feiere mich selbst und ich feiere mein (Über-)Leben. Ich bin stolz auf das, was ich kann und auf das was ich nicht kann. Ich bin nicht geboren worden, um nach den Regeln einer Krankheit zu leben, ich bin hier um selbst die Regeln zu machen, die Würfel selbst zu werfen. Ich bin hier um Verantwortung zu übernehmen. Für mich, für meine Krankheit, für mein Leben. Ich bin Anne, ich bin (noch ein paar Tage) 22, ich bin T1D und ich bin zufrieden.

Freitag, 7. November 2014

Freizügigkeit - Wie viel ist zu viel?

Jeder kennt diese Situation: Man sitzt in der mega-super-überfüllten Bahn (in diesen Tagen vielleicht eher im Schienenersatzverkehrsbus) und hat plötzlich dieses Unterzuckergefühl. Schnell stopft man sich ein paar Plättchen Traubenzucker (börks!!) rein (und/oder Saft-Cola-Gummibärchen-Banane-Keks). Brav, ganz nach Lehrbuch. Erst essen, dann messen. Messen? Hier und jetzt in der mega-super-überfüllten Bahn? Muss das denn sein?

Genau mit diesen Worten wurde ich kürzlich in der Bahn angepampt. Ob das denn sein müsste, dass ich mir hier in der Bahn, wo es jeder sehen kann, in den Finger steche und dann das Blut rausquetsche. Ekelhaft sei das. Total ekelhaft. Mit gegenüber saß eine Frau mittleren Alters von der Marke "Wenn ich mit dem Gesicht gegen die Wand laufe, dann sieht man danach den bunten Abdruck" und guckte pikiert als ich konterte: Naja, wenn es nicht sein müsste, würde ich es sicher nicht machen. Macht man ja nicht einfach mal so zum Spaß.
Im Nachhinein habe ich immer wieder über diesen Vorfall nachgedacht. Sind wir als Diabetiker verpflichtet, unsere Therapie so vorzunehmen, dass andere Leute davon möglichst wenig mitbekommen? Muss ich grundsätzlich davon ausgehen, dass die Dinge, die ich tun muss, um meine Krankheit zu behandeln, so abartig sind, dass man sie keinem anderen Menschen außer denjenigen, die darauf angewiesen sind, zumuten kann? Muss ich, in einer Situation in der es eigentlich nur darum geht, meinen eigenen A***h aus einer fetten Hypo zu retten, Rücksicht auf das Befinden der Umstehenden nehmen?

Fakt ist, ich messe durchschnittlich 9x täglich meinen Blutzucker, die "Penner" unter uns spritzen sich rund 5x täglich Insulin. Müssten wir uns jedes mal bevor wir mit dem Messen/Spritzen beginnen können einen geeigneten "Tatort" suchen, würde dies mehr Zeit in Anspruch nehmen, als die Therapiemaßnahme selbst. Aus diesem und weiteren Gründen bin ich der Meinung, dass kein Diabetiker gezwungen ist, seine Therapie ausschließlich im stillen Kämmerlein vorzunehmen. Klar, man muss sich nicht unbedingt am Esstisch spritzen, besonders nicht, wenn man weiß, dass Leute von der etwas zarter besaiteten Sorte anwesend sind. Und man muss auch kein Blut-Quetsch-Massaker veranstalten, wenn man mit Bekannten zusammensitzt, die mit dem Diabetes und seiner Behandlung vielleicht ohnehin nicht so vertraut sind.Trotzdem gibt es einfach Situationen, in denen sich weder die schnelle Injektion am Esstisch, noch das Blut-Quetsch-Massaker vermeiden lassen. Manchmal muss es eben sein. Schnell und am besten sofort.

Ich kann verstehen, wenn das, was wir da manchmal mit unserem Körper veranstalten (müssen), auf  Unverständnis oder Ekel stößt. Was viele Menschen dabei oft vergessen ist, dass sich das keiner von uns ausgesucht hat. Ich bin nicht eines morgens aufgewacht und habe mir gedacht Hey, ab heute möchte ich bitte Zucker haben und mich ständig pieksen müssen. Das war irgendwann einfach da. Eine unangenehme Pflicht, die eben erledigt werden muss. Und in diesem Fall ist der Begriff Pflicht wirklich wörtlich zu nehmen. Es bleibt uns leider oft nichts anderes übrig, als auch in überfüllten Bahnen, mitten in der Vorlesung oder im Praktikum in der Englischstunde, nachts, beim Sport, draußen im Park oder sonst wo eine Pause einzulegen, unser Messgerät zu zücken und eben das zu tun, was wir halt so tun. Pieksen.

Ich habe aufgehört mich dafür zu schämen oder das alles verstecken zu wollen. Mit der Zeit lernt man, dass all das Drumherum jetzt einfach zum Leben gehört. Das heißt nicht, dass ich es besonders toll finde, vor fremden Menschen zu messen, aber wenn ich muss, dann mache ich es. Und dann soll mir keiner erzählen, das sei ekelhaft, unangemessen oder "total krank". Auch wenn es das manchmal vielleicht wirklich ist.

In diesem Sinne wünsch ich euch allen ein schönes Wochenende!

Montag, 3. November 2014

Weltdiabetestag am 14. November

Am 14. November ist es soweit: Sir Frederick Grant Banting wird 123 Jahre alt. Wir feiern einen Mann, der das Leben aller Diabetiker vollkommen auf den Kopf gestellt, nachhaltig verändert, verlängert und ungemein vereinfacht hat. Wir feiern den Mann, der das Insulin beim Menschen entdeckte. Und mit ihm feiern wir unser (Über-)Leben. Am 14. November ist Weltdiabetestag!

Wer meinen oder andere Diabetesblogs, oder aber das Geschehen in der #dedoc verfolgt, der ist um die 1. Diabetes Blog Woche vom 22. bis 28. September nicht herumgekommen. Eine Woche lang wurden jeden Tag zahlreiche Beiträge auf unzähligen Diabetesblogs verfasst. Zu Themen, die informieren, aufklären, bewegen, die Wahrheit sagen. Jetzt, zum Weltdiabetestag, wird es eine Special Edition der #DBW2014 geben. Wieder werden Blogger aus ganz dem deutschsprachigen Raum Beiträge zu einem ganz besonderen Thema verfassen, welche dann auf der zentralen Seite der #DBW2014 zusammengetragen werden. Man darf also gespannt sein!!

Doch damit noch nicht genug: Auch in der #dedoc geht an diesem Tag einiges. Hier wird zum zweiten Mal die Blogparade stattfinden, dieses Mal zum Thema: Hallo, ich bin...! Es geht um uns. Um die Menschen hinter den Blogs. Um die Menschen hinter VOR dem Diabetes. Um all die wunderbaren Menschen, die den Diabetes jeden Tag aufs neue meistern.

Aber nicht nur im WWW dreht sich an diesem Tag alles um unseren Diabetes. In vielen deutschen Städten finden an diesem Tag Veranstaltungen zum Thema Diabetes und Leben mit Diabetes statt. Weitere Informationen zu den Events des Tages findet ihr hier.

Gerne dürft ihr die Organisatoren unterstützen, indem ihr diesen Beitrag weiterverbreitet, auf eurem eigenen Blog einen Beitrag dazu verfasst, oder einfach mitmacht. Auch als Nichtdiabetiker/Angehörige dürft ihr gerne die Message weitertragen und uns so helfen, für mehr Aufklärung unter unseren Mitmenschen zu sorgen. Die gesamte #dedoc dankt!! :)

Ich freue mich auf einen ereignisreichen 14. November und bedanke mich an dieser Stelle schon jetzt bei den Organisatoren der #DBW Special Edition sowie dem gesamten Rest der #dedoc für Eure Mühe und Zeit, die ihr immer wieder in Projekte wie diese steckt.

Bis bald!
Die Anne
Bildquelle: http://www.openpr.de/images/articles/2/2/22c21478a525bf2751a67845bf4cbd91_g.jpg