Mittwoch, 15. Oktober 2014

Kleine Zelle, große Wirkung - Wie Stammzellen (vielleicht) unser Leben verändern

Was würdet ihr machen, wenn ihr euren süßen Kumpel für einen Tag los wärt? Alles in euch hineinstopfen ohne Reue, Sport ohne nervige Blutzuckerschwankungen, einfach mal ausschlafen und nicht von einer piepsenden Pumpe geweckt werden, nie wieder Basalratentest?? Piekspause, Nervpause, Abschalten. Mir fallen viele Dinge ein, die ohne Diabetes besser wären, aber trotzdem hinterlässt der Gedanke daran, dass es vielleicht irgendwann wieder ein Leben ohne Diabetes geben könnte, ein komisches Gefühl. Ein Leben ohne Diabetes? Für mich? Für uns alle? Maybe, Baby!

Schon vor einigen Jahren hörte man in Fachkreisen immer mal wieder etwas von Stammzellentherapie zur Heilung aller nur denkbaren Krankheiten. Und auch an uns Laien ist diese Information nicht vorbeigegangen. Ja, es gibt das. Ja, das kann vielleicht irgendwie, irgendwann irgendwelchen Zukunftsmenschen mal helfen. Aber wir werden davon nix mehr haben. Das dauert noch viel zu lange.

 Jetzt ist einem amerikanischen Forscherteam der Universität in Harvard schneller als gedacht der Durchbruch gelungen. Erstmals war es den Forschern nun möglich aus embryonalen Stammzellen Beta-Zellen zu produzieren, welche in der Lage sind genug Insulin abzugeben, um einen menschlichen Organismus für einige Monate zu versorgen.  Sie entsprechen in Form und Funktion nahezu den normalen Pankreas-Inselzellen eines Erwachsenen, reagieren auf Glukose und sekretieren genug Insulin, um den Blutzuckerspiegel konstant zu halten. Auch das Abstoßungsrisiko durch das Immunsystem sei gering.

Bild: http://www.bbc.com/news/health-29566784
Da es sich bei Typ 1 Diabetes um eine autoimmune Erkrankung handelt, stehen die Forscher nicht nur vor der Herausforderung, adulte, insulinproduzierende Beta-Zellen aus Stammzellen zu züchten und zu implantieren, vor allem gilt es, diese vor einer erneuten Zerstörung durch das Immunsystem zu schützen. Lösung hierfür soll eine bestimmte "Einsetzmethode" sein. Mehr hierzu ist allerdings noch nicht bekannt. Sind die aktuellen Studien an Mäusen und Affen aber weiterhin erfolgreich, so erhoffen sich die Forscher, ihre Studien bereits in wenigen Jahren auf den Menschen ausweiten zu können.

Ziel ist es, irgendwann in der Lage zu sein genug Pankreas-Inselzellen aus Stammzellen zu gewinnen und so einzupflanzen, dass sie vom Immunsystem nicht länger als "Angreifer" gesehen werden, um letztendlich die gesamte "Diabetikerschaft" damit zu versorgen. Bis dorthin ist es wahrscheinlich noch ein langer Weg. Ein langer langer Weg. Trotz allem stimmt es mich immer wieder zuversichtlich, wenn ich höre/lese/sehe, wie viel Zeit und finanzielle Mittel in die Erforschung unseres Diabetes und in die Erprobung immer besserer Methoden gesteckt wird. Man interessiert sich für uns und für unsere Gesundheit. Ich bin gespannt wie sich diese Forschung weiterentwickelt und frage mich, ob ich vielleicht doch irgendwann nochmal in den Genuss einer Pizza ohne Blutzuckerärger oder eines pieksfreien Tages komme. Wer weiß...

Bis dahin erfreue ich mich einfach an den kleinen Dingen des Lebens (wie zum Beispiel am bald erscheinenden FGM, welches ich auf jeden Fall testen werde, oder an meinen generell ganz guten Werten im Moment) und werfe zum Abschluss eine Frage in den Raum:

Wie stellt ihr es euch vor, euer Leben ohne Diabetes? Was würdet ihr als erstes machen, was am meisten genießen? Oder fändet ihr es auch irgendwie komisch?

Liebe Grüße und bis bald,
die Anne

Quellen:
James Gallagher, 'Giant leap' to type 1 diabetes cure, BBC News Health (15.10.14, 19:11)
Justine Alford, Stem Cell Breakthrough Edges Scientists Closer To Effective Treatment For Type 1 Diabetes , IFLScience (15.10.14, 19:11)