Sonntag, 14. Dezember 2014

Sonntag mit Hindernissen

Es folgt eine Anekdote, die sich heute genau so zugetragen hat und wieder mal verdeutlicht, wie blöd und umständlich das Leben mit der Diabetessau manchmal ist:

Es ist Sonntag, Sonnensonntag. Mach einen Spaziergang, haben sie gesagt. Das wird spitze, haben sie gesagt. Du wirst dich danach super fühlen, haben sie gesagt. Vitamin D und so. Ist ja wichtig. Muss man wissen. Außerdem muss man ja bevor man sich abends über das mongolische Buffet hermacht bisschen was verbrennen. Boots und dicke Jacke an, Mütze auf, nochmal schnell messen und los. Oder auch nicht. 89mg/dl zeigt das Gerät, 5,8 Einheiten Restinsulin sagt aber die Pumpe. Möööp, also Jacke wieder aus, Tüte Skittles auf und losgemampft. Da drauf kam dann noch ein Schokoriegel. Omnomnom, auch mal nicht schlecht. Einige Zeit später ging es dann - ungeachtet allen Restinsulins - doch einfach los. So einen Tag will man ja nicht wegen des Diabetes drin verbringen. Mit im Gepäck hatte ich ein Trinkpäckchen, eine fast volle 200g Tüte Skittles (insgesamt 14 [!!!] BE) sowie diverse Schoko- und Müsliriegel. Der normale Unterzuckerfutterwahnsinn halt.

Mit dem Bus ging's raus Richtung Kemnader See. Wenn ihr mal in Bochum seid: ein Abstecher lohnt sich zu jeder Jahreszeit! Im Bus noch ein paar Skittles und noch einen Schokoriegel. Zucker irgendwo um die 90mg/dl, immernoch 2,5 Einheiten Rest. Hmpf. 'Ach egal', dachte ich mir, 'ich hab jetzt so viel gegessen, das müsste ja jetzt ungefähr hinhauen'.

Nach ca. einem Viertel der geplanten Strecke meldete er sich dann aber schon, der Zitterich. Scheiße! Also wieder Pause, messen, 89mg/dl (meinem Gefühl nach sehr deutlich fallend). Vergessen das Basal zu reduzieren, immernoch 1,5 Einheiten Restinsulin. Also wieder Skittles (jetzt schon mehr oder weniger angewiedert), dann noch ein Saft, dann noch ein Riegel. Basal runter, Pumpe ab. Weiter.
Ab jetzt machte ich mir schon garnicht mehr die Mühe die mittlerweile weniger als halbvolle Skittlestüte wegzupacken, sondern begann mir während des Laufens permanent diese bunten, pappsüßen Dinger unter der Nase reinzustopfen. Baaah, ekelhaf'!

Im Endeffekt hat er sich dann eingekriegt, der Zucker. Nach fast einer ganzen Tüte Skittles, 3 Schokoriegeln und einem Trinkpäckchen, lag ich dann endlich wieder in sicheren Gefilden. Puh. (Okay wenn ich gerade so in mich hineinhorche könnte es evtl. auch sein, dass ich jetzt "etwas" zu hoch bin.) Die ganze Fresserei hat mir aber so die Lust am Spazieren genommen, dass wir auf halbem Wege umgedreht und wieder nach Hause gefahren sind. Wahrscheinlich habe ich also weder auch nur eine Frühlingsrolle verbrannt, noch fühle ich mich jetzt besonders gut. Viel mehr ist mir gerade total schlecht und allein bei dem Gedanken an Skittles kommt es mir fast hoch. So'n Mist, dabei hatte ich mir doch erst kürzlich 2 Riesentüten davon im Junkfood-Discounter um die Ecke besorgt. Gegen Unterzucker. Um dem Traubenzuckerkotzreiz aus dem Weg zu gehen. Muss ich da halt morgen nochmal hin und mir was anderes zulegen.

Aber so ist das halt manchmal mit Haustieren. Auch eine noch so stubenreine Katze kotzt einem irgendwann mal auf den Teppich.

Euch allen einen schönen Restsonntag! :)



Freitag, 28. November 2014

Zuckersensor auf vier Pfötchen

Seit vorgestern hat die Familie honigsuess katzigen Zuwachs: Frida, 13 Wochen alt, Bengal-BKH-Mischling und total süß. Süß aber zuckerfrei. Hat so auf den ersten Blick auch mal garnichts mit Diabetes zu tun. Also überspringen wir den ersten Blick und kommen direkt zum zweiten. Frida ist nämlich nicht nur total süß, sondern auch total schlau und weil sie so schlau ist, kennt sie sich auch super mit meinen Blutzuckerwerten aus.

Obwohl die kleine Madame erst seit rund zwei Tagen bei uns ist, hat sie schon zweimal ganz diabetikerwarnhundmäßig "angeschlagen" und mich einmal auf eine Hypo aufmerksam gemacht und ein anderes mal eine Keto gerade noch rechtzeitig verhindert. Und das war so:

Unsere erste gemeinsame Nacht war relativ anstrengend und durchzogen von schlaflosen Phasen. Immer wieder wollte die Dame spielen und konnte sich mit dem Gedanken des Stillliegens nicht so richtig anfreunden - kann man ja auch irgendwie nachvollziehen. Nachdem wir dann doch alle mal ein paar Stündchen geschlafen hatten wurde ich von aufgeregtem Schnnurren und Knabbern an meinem Ohr geweckt. Zucker gemessen: 50mg/dl. Zufall dachte ich mir, warf meine Hypo-BE ein und legte mich wieder schlafen.

Vergangene Nacht dann hat sich aus unerfindlichen Gründen mein Kathether verabschiedet. Gemerkt habe ich davon natürlich nichts, die Miez hat nämlich die ganze Nacht keinen Mucks von sich gegeben und wir konnten schlafen wie die Murmeltiere. Um 6:30 wurde ich dann von demselben aufgeregten Schnurren und Ohrenknabbern geweckt, wie am vorigen Morgen. Relativ schnell merkte ich dann, dass meine Pumpe weit von mir entfernt irgendwo rumliegt. "Moment...das kann irgendwie nicht so richtig stimmen...Ich hier...Pumpe dort. Ups, Scheibenkleister, Katheter ab." Die BZ-Messung ergab wunderbare 402mg/dl, der Ketontest irgendwas zwischen + und ++ und in meiner Magengegend kündigte sich bereits dieses ungute Ketoazidosegefühl an, von welchem ich jetzt schon so lange verschont geblieben war. Durch eine schnelle Korrektur ließ sich das Problemchen dann aber wieder beheben. Wie das wohl ohne die Miez ausgegangen wäre?

Bisher also eine ganz gute Quote als Blutzuckerschwankungsdetektor würde ich sagen - 2 von 2 kleinen Katastrophen astrein erkannt. Ich bin gespannt, ob sich das alles wirklich nur als reiner Zufall herausstellt, oder da doch irgendwie was dran sein könnte, an meinem kleinen Katzen-CGM. Ich halte euch auf dem Laufenden.

Viele Grüße auch von Frida an alle lieben Leser :-)

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Freitag, 14. November 2014

#dedoc Blogparade zum Weltdiabetestag - Hallo, ich bin...

Hallo, liebe #dedoc und Welt da draußen!

Ich bin Anne, ich bin (noch ein paar Tage) 22, ich bin T1D und ich bin zufrieden. Ich bin lebensfroh und manchmal bin ich traurig. Ich bin ein positiver Mensch und manchmal bin ich richtig pessimistisch. Ich bin ein Mensch mit Fehlern und ich bin stolz auf jeden einzelnen. Ich bin Studentin und ich bin ganz schön faul. Ich bin (irgendwann mal) Lehrerin und ab und zu ganz schön genervt. Ich bin irgendwie doch noch nicht so ganz erwachsen, wie ich es mir oft ausmale zu sein. Ich bin zwischendrin. Zwischen groß und klein, zwischen sicher und unsicher, zwischen kindisch und bierernst (höhö Bier). Ich bin richtig peinlich wenn ich betrunken bin, deshalb bin ich nur noch selten betrunken. Ich bin oft sauer auf Menschen und das ohne Grund. Ich bin laut, obwohl in mir alles oft ganz leise ist und ich bin bunt, auch wenn mein Leben manchmal mehr schwarzweiß ist. Ich bin kein Mensch der viel feiert, die Feier findet in mir drin statt, jeden Tag aufs Neue. Ich feiere mich selbst und ich feiere mein (Über-)Leben. Ich bin stolz auf das, was ich kann und auf das was ich nicht kann. Ich bin nicht geboren worden, um nach den Regeln einer Krankheit zu leben, ich bin hier um selbst die Regeln zu machen, die Würfel selbst zu werfen. Ich bin hier um Verantwortung zu übernehmen. Für mich, für meine Krankheit, für mein Leben. Ich bin Anne, ich bin (noch ein paar Tage) 22, ich bin T1D und ich bin zufrieden.

Freitag, 7. November 2014

Freizügigkeit - Wie viel ist zu viel?

Jeder kennt diese Situation: Man sitzt in der mega-super-überfüllten Bahn (in diesen Tagen vielleicht eher im Schienenersatzverkehrsbus) und hat plötzlich dieses Unterzuckergefühl. Schnell stopft man sich ein paar Plättchen Traubenzucker (börks!!) rein (und/oder Saft-Cola-Gummibärchen-Banane-Keks). Brav, ganz nach Lehrbuch. Erst essen, dann messen. Messen? Hier und jetzt in der mega-super-überfüllten Bahn? Muss das denn sein?

Genau mit diesen Worten wurde ich kürzlich in der Bahn angepampt. Ob das denn sein müsste, dass ich mir hier in der Bahn, wo es jeder sehen kann, in den Finger steche und dann das Blut rausquetsche. Ekelhaft sei das. Total ekelhaft. Mit gegenüber saß eine Frau mittleren Alters von der Marke "Wenn ich mit dem Gesicht gegen die Wand laufe, dann sieht man danach den bunten Abdruck" und guckte pikiert als ich konterte: Naja, wenn es nicht sein müsste, würde ich es sicher nicht machen. Macht man ja nicht einfach mal so zum Spaß.
Im Nachhinein habe ich immer wieder über diesen Vorfall nachgedacht. Sind wir als Diabetiker verpflichtet, unsere Therapie so vorzunehmen, dass andere Leute davon möglichst wenig mitbekommen? Muss ich grundsätzlich davon ausgehen, dass die Dinge, die ich tun muss, um meine Krankheit zu behandeln, so abartig sind, dass man sie keinem anderen Menschen außer denjenigen, die darauf angewiesen sind, zumuten kann? Muss ich, in einer Situation in der es eigentlich nur darum geht, meinen eigenen A***h aus einer fetten Hypo zu retten, Rücksicht auf das Befinden der Umstehenden nehmen?

Fakt ist, ich messe durchschnittlich 9x täglich meinen Blutzucker, die "Penner" unter uns spritzen sich rund 5x täglich Insulin. Müssten wir uns jedes mal bevor wir mit dem Messen/Spritzen beginnen können einen geeigneten "Tatort" suchen, würde dies mehr Zeit in Anspruch nehmen, als die Therapiemaßnahme selbst. Aus diesem und weiteren Gründen bin ich der Meinung, dass kein Diabetiker gezwungen ist, seine Therapie ausschließlich im stillen Kämmerlein vorzunehmen. Klar, man muss sich nicht unbedingt am Esstisch spritzen, besonders nicht, wenn man weiß, dass Leute von der etwas zarter besaiteten Sorte anwesend sind. Und man muss auch kein Blut-Quetsch-Massaker veranstalten, wenn man mit Bekannten zusammensitzt, die mit dem Diabetes und seiner Behandlung vielleicht ohnehin nicht so vertraut sind.Trotzdem gibt es einfach Situationen, in denen sich weder die schnelle Injektion am Esstisch, noch das Blut-Quetsch-Massaker vermeiden lassen. Manchmal muss es eben sein. Schnell und am besten sofort.

Ich kann verstehen, wenn das, was wir da manchmal mit unserem Körper veranstalten (müssen), auf  Unverständnis oder Ekel stößt. Was viele Menschen dabei oft vergessen ist, dass sich das keiner von uns ausgesucht hat. Ich bin nicht eines morgens aufgewacht und habe mir gedacht Hey, ab heute möchte ich bitte Zucker haben und mich ständig pieksen müssen. Das war irgendwann einfach da. Eine unangenehme Pflicht, die eben erledigt werden muss. Und in diesem Fall ist der Begriff Pflicht wirklich wörtlich zu nehmen. Es bleibt uns leider oft nichts anderes übrig, als auch in überfüllten Bahnen, mitten in der Vorlesung oder im Praktikum in der Englischstunde, nachts, beim Sport, draußen im Park oder sonst wo eine Pause einzulegen, unser Messgerät zu zücken und eben das zu tun, was wir halt so tun. Pieksen.

Ich habe aufgehört mich dafür zu schämen oder das alles verstecken zu wollen. Mit der Zeit lernt man, dass all das Drumherum jetzt einfach zum Leben gehört. Das heißt nicht, dass ich es besonders toll finde, vor fremden Menschen zu messen, aber wenn ich muss, dann mache ich es. Und dann soll mir keiner erzählen, das sei ekelhaft, unangemessen oder "total krank". Auch wenn es das manchmal vielleicht wirklich ist.

In diesem Sinne wünsch ich euch allen ein schönes Wochenende!

Montag, 3. November 2014

Weltdiabetestag am 14. November

Am 14. November ist es soweit: Sir Frederick Grant Banting wird 123 Jahre alt. Wir feiern einen Mann, der das Leben aller Diabetiker vollkommen auf den Kopf gestellt, nachhaltig verändert, verlängert und ungemein vereinfacht hat. Wir feiern den Mann, der das Insulin beim Menschen entdeckte. Und mit ihm feiern wir unser (Über-)Leben. Am 14. November ist Weltdiabetestag!

Wer meinen oder andere Diabetesblogs, oder aber das Geschehen in der #dedoc verfolgt, der ist um die 1. Diabetes Blog Woche vom 22. bis 28. September nicht herumgekommen. Eine Woche lang wurden jeden Tag zahlreiche Beiträge auf unzähligen Diabetesblogs verfasst. Zu Themen, die informieren, aufklären, bewegen, die Wahrheit sagen. Jetzt, zum Weltdiabetestag, wird es eine Special Edition der #DBW2014 geben. Wieder werden Blogger aus ganz dem deutschsprachigen Raum Beiträge zu einem ganz besonderen Thema verfassen, welche dann auf der zentralen Seite der #DBW2014 zusammengetragen werden. Man darf also gespannt sein!!

Doch damit noch nicht genug: Auch in der #dedoc geht an diesem Tag einiges. Hier wird zum zweiten Mal die Blogparade stattfinden, dieses Mal zum Thema: Hallo, ich bin...! Es geht um uns. Um die Menschen hinter den Blogs. Um die Menschen hinter VOR dem Diabetes. Um all die wunderbaren Menschen, die den Diabetes jeden Tag aufs neue meistern.

Aber nicht nur im WWW dreht sich an diesem Tag alles um unseren Diabetes. In vielen deutschen Städten finden an diesem Tag Veranstaltungen zum Thema Diabetes und Leben mit Diabetes statt. Weitere Informationen zu den Events des Tages findet ihr hier.

Gerne dürft ihr die Organisatoren unterstützen, indem ihr diesen Beitrag weiterverbreitet, auf eurem eigenen Blog einen Beitrag dazu verfasst, oder einfach mitmacht. Auch als Nichtdiabetiker/Angehörige dürft ihr gerne die Message weitertragen und uns so helfen, für mehr Aufklärung unter unseren Mitmenschen zu sorgen. Die gesamte #dedoc dankt!! :)

Ich freue mich auf einen ereignisreichen 14. November und bedanke mich an dieser Stelle schon jetzt bei den Organisatoren der #DBW Special Edition sowie dem gesamten Rest der #dedoc für Eure Mühe und Zeit, die ihr immer wieder in Projekte wie diese steckt.

Bis bald!
Die Anne
Bildquelle: http://www.openpr.de/images/articles/2/2/22c21478a525bf2751a67845bf4cbd91_g.jpg

Mittwoch, 15. Oktober 2014

Kleine Zelle, große Wirkung - Wie Stammzellen (vielleicht) unser Leben verändern

Was würdet ihr machen, wenn ihr euren süßen Kumpel für einen Tag los wärt? Alles in euch hineinstopfen ohne Reue, Sport ohne nervige Blutzuckerschwankungen, einfach mal ausschlafen und nicht von einer piepsenden Pumpe geweckt werden, nie wieder Basalratentest?? Piekspause, Nervpause, Abschalten. Mir fallen viele Dinge ein, die ohne Diabetes besser wären, aber trotzdem hinterlässt der Gedanke daran, dass es vielleicht irgendwann wieder ein Leben ohne Diabetes geben könnte, ein komisches Gefühl. Ein Leben ohne Diabetes? Für mich? Für uns alle? Maybe, Baby!

Schon vor einigen Jahren hörte man in Fachkreisen immer mal wieder etwas von Stammzellentherapie zur Heilung aller nur denkbaren Krankheiten. Und auch an uns Laien ist diese Information nicht vorbeigegangen. Ja, es gibt das. Ja, das kann vielleicht irgendwie, irgendwann irgendwelchen Zukunftsmenschen mal helfen. Aber wir werden davon nix mehr haben. Das dauert noch viel zu lange.

 Jetzt ist einem amerikanischen Forscherteam der Universität in Harvard schneller als gedacht der Durchbruch gelungen. Erstmals war es den Forschern nun möglich aus embryonalen Stammzellen Beta-Zellen zu produzieren, welche in der Lage sind genug Insulin abzugeben, um einen menschlichen Organismus für einige Monate zu versorgen.  Sie entsprechen in Form und Funktion nahezu den normalen Pankreas-Inselzellen eines Erwachsenen, reagieren auf Glukose und sekretieren genug Insulin, um den Blutzuckerspiegel konstant zu halten. Auch das Abstoßungsrisiko durch das Immunsystem sei gering.

Bild: http://www.bbc.com/news/health-29566784
Da es sich bei Typ 1 Diabetes um eine autoimmune Erkrankung handelt, stehen die Forscher nicht nur vor der Herausforderung, adulte, insulinproduzierende Beta-Zellen aus Stammzellen zu züchten und zu implantieren, vor allem gilt es, diese vor einer erneuten Zerstörung durch das Immunsystem zu schützen. Lösung hierfür soll eine bestimmte "Einsetzmethode" sein. Mehr hierzu ist allerdings noch nicht bekannt. Sind die aktuellen Studien an Mäusen und Affen aber weiterhin erfolgreich, so erhoffen sich die Forscher, ihre Studien bereits in wenigen Jahren auf den Menschen ausweiten zu können.

Ziel ist es, irgendwann in der Lage zu sein genug Pankreas-Inselzellen aus Stammzellen zu gewinnen und so einzupflanzen, dass sie vom Immunsystem nicht länger als "Angreifer" gesehen werden, um letztendlich die gesamte "Diabetikerschaft" damit zu versorgen. Bis dorthin ist es wahrscheinlich noch ein langer Weg. Ein langer langer Weg. Trotz allem stimmt es mich immer wieder zuversichtlich, wenn ich höre/lese/sehe, wie viel Zeit und finanzielle Mittel in die Erforschung unseres Diabetes und in die Erprobung immer besserer Methoden gesteckt wird. Man interessiert sich für uns und für unsere Gesundheit. Ich bin gespannt wie sich diese Forschung weiterentwickelt und frage mich, ob ich vielleicht doch irgendwann nochmal in den Genuss einer Pizza ohne Blutzuckerärger oder eines pieksfreien Tages komme. Wer weiß...

Bis dahin erfreue ich mich einfach an den kleinen Dingen des Lebens (wie zum Beispiel am bald erscheinenden FGM, welches ich auf jeden Fall testen werde, oder an meinen generell ganz guten Werten im Moment) und werfe zum Abschluss eine Frage in den Raum:

Wie stellt ihr es euch vor, euer Leben ohne Diabetes? Was würdet ihr als erstes machen, was am meisten genießen? Oder fändet ihr es auch irgendwie komisch?

Liebe Grüße und bis bald,
die Anne

Quellen:
James Gallagher, 'Giant leap' to type 1 diabetes cure, BBC News Health (15.10.14, 19:11)
Justine Alford, Stem Cell Breakthrough Edges Scientists Closer To Effective Treatment For Type 1 Diabetes , IFLScience (15.10.14, 19:11)

Sonntag, 28. September 2014

1. Diabetes Blog Woche - Sonntag

Eine tolle Woche mit viel Lesestoff geht zu Ende. Ich hatte wirklich Spaß beim Durchforsten der Blogs und habe viele neue Blogs entdeckt, die ich in Zukunft ausgiebiger verfolgen möchte. Außerdem habe ich mal wieder gemerkt, wie viel Spaß mir das Schreiben macht. Ich nehme mir vor, in Zukunft wieder ein Wenig präsenter zu sein. Das ist er nun, mein letzter Beitrag zur #DBW2014: And the Oscar goes to...

Mein erster Oscar geht an das Team der #DBW2014: Tine, Ilka, Finn und Sascha. Es braucht einfach Leute wie euch, mitreißende Persönlichkeiten, engagierte Organisatoren, um solche Events auf die Beine zu stellen. Danke für euren Einsatz, ich glaube ohne euch und eure tollen Ideen wäre die #dedoc nicht das, was sie heute ist. Auch jedem eurer Blogs möchte ich einen Oscar verleihen:

Tine: Dein Blog war glaube ich der zweite oder dritte Diabetesblog, auf den ich gestoßen bin, und für mich von Anfang an mit der authentischste. An alle anderen: Versteht mich nicht falsch, ich will damit keineswegs sagen, dass Eure Blogs nicht authentisch sind, aber dieser berührt mich immer wieder aufs neue besonders. Es ist toll wie offen und ehrlich du uns an deinem alltäglichen Leben teilhaben lässt, wie lebensnah du schreibst. Es ist schön zu lesen, wie gut du dich in deinem (jetzt schon nicht mehr ganz so) neuen Leben zurechfindest und das miterleben zu dürfen macht mir wirklich Spaß.

Ilka & Finn: Wie bereits in meinem Mittwochspost über die #dedoc kurz erwähnt, wart ihr diejenigen, die mich überhaupt erst darauf gebracht haben mal im Internet nach einer Diabetikercommunity Ausschau zu halten. Euer Blog macht Spaß, unterhält, informiert und macht glücklich. Ihr trefft immer den richtigen Ton und genau das ist es, was euren Blog ausmacht. Eine tolle Mischung aus Ernsthaftigkeit und Spaß, Information und Rumblödelei (wenn ich das jetzt mal so salopp ausdrücken darf). Danke dafür!

Sascha: "Diabetes - Eine Frage der Einstellung" ist der Untertitel deines Blogs und genau das ist es, was mir aus der Seele spricht. Und wenn hier einer eine gute Einstellung zum Thema hat, dann bist das ja wohl du. Ich mag die ehrlichen Worte, die kurzen und prägnanten Posts. Alles was du schreibst ist auf den Punkt gebracht und doch immer irgendwie lebhaft.

Einen letzten Oscar möchte ich noch an Menschen verleihen, die mit Blogs und der #dedoc ungefähr so garnichts zu tun haben: Dem Matze für die Geduld, fürs Mitdenken und dafür, dass er mittlerweile besser berechnen und Reservoire füllen kann als ich. Meiner Mama für die Ratschläge früher und heute sowie für alles andere. Meinem Papa für die nötige Portion Humor. Und Ernst. Und dem Himbeertoni dafür, dass er etwas ganz besonderes ist und außerdem super grillen kann ;)

Achja....einen hab ich noch. Der #dedoc-Oscar für das beste (oder vielleicht eher für das meiste) Drama geht an die Facebookgruppe Diabetes Typ 1 :D

Euch allen einen schönen Restsonntag!

Samstag, 27. September 2014

1. Diabetes Blog Woche - Samstag

Wie war das eigentlich damals am Tag X - dem Tag, an dem der Diabetes kam?

Ich glaube ja, einen richtigen Tag X gibt es nicht. Meine Mama sagte mal sie denke im Nachhinein, dass ich schon Jahre vor der eigentlichen Diagnose im März 2000 gelegentlich Symptome zeigte, die einfach nicht als das erkannt wurden, was sie wirklich waren. Wieso auch? Im alltäglichen Wusel denkt man sich nichts dabei, wenn das Kind mal ein paar Tage müde und doll durstig ist.
Mit 5 (ich glaube es war mit 5) hatte ich mal eine Lungenentzündung - vielleicht war das der Auslöser allen späteren Übels. Heute schwer nachzuvollziehen.
Richtig stutzig wurden meine Eltern damals im Skiurlaub. Ich war schlapp, müde, mir taten ungewöhnlich schnell die Beine weh und ich war auch sonst einfach nölig. Ständig waren Trink- und Pipipausen fällig, in denen ich dann auch noch meist mit Skiwasser, Fanta oder Saftschorle meinen nicht enden wollenden Durst löschte. Da auch mein Opa und mein Uropa mit dem süßen Kumpel (allerdings Typ 2) zu tun hatten, kannte meine Mama die typischen Symptome und so ging es nach der Rückkehr aus dem Skiurlaub erstmal zum Hausarzt. Als der uns dann sofort an den Diabetologen weiterüberwies, war eigentlich alles klar.

So wirklich aktiv erinnern kann ich mich an fast nichts mehr, das meiste weiß ich aus Erzählungen. Eines weiß ich aber noch: Ich hatte richtig Angst vor Spritzen. Im Wartezimmer hatte ich so Angst, dass mir Blut abgenommen werden muss, dass ich mich am Ende über den Pieks in den Finger fast schon gefreut habe (naja ein bisschen geheult habe ich vielleicht trotzdem). Das Gerät zeigte 599mg/dl, den Grenzwert des Messgeräts - wie hoch ich wirklich war, weiß ich nicht. Im Nachhinein weiß ich aber, dass ich einem diabetischen Koma wahrscheinlich nicht allzu fern war. An die Stunden die folgten, habe ich so gut wie keine Erinnerung mehr. Leute kamen und gingen, sagten wie tapfer ich doch sei, erklärten mir was von Schlüsselchen und Schränkchen und dann war da diese Frau. Ich bin die Annette,  sagte sie, ich heiße fast genau wie du. Sie zog einen Kugelschreiber aus der Tasche, öffnete den Deckel und dann begriff ich: das ist kein Kuli, das ist eine SPRITZE. Oh Gott, ich hätte ausrasten können. Bin ich wahrscheinlich auch. Ziemlich wahrscheinlich sogar. Aber irgendwie musste es ja rein, das Insulin.

Das nächste woran ich mich erinnere ist, dass wir wieder Zuhause waren. Ich war alleine in der Küche und ich hatte SO Hunger. Erstmal ein Brot. Lecker. Aber hey,  halt, da war doch was. Ich darf das jetzt nich mehr, schoss es mir durch den Kopf. Genau in diesem Wortlaut. Das weiß ich noch. Also doch kein Brot. Das war in dem Moment mein einziges Problem. Kein Brot. Mist!

Die nächste Szene, die ich noch im Kopf habe fand noch am selben Abend statt. Abendessenszeit. Hunger! Brot! Endlich was essen!!! Anne, wir müssen erst noch Zucker messen, sagt meine Mama. NUR Fingerpieksen! Also gut, Fingerpieksen lasse ich mir noch gefallen. Ich meine mich zu erinnern, dass der Wert immernoch doll hoch war, aber auf jeden Fall schon besser, als der erste. Aber naja, jeder Diabetiker weiß ja, beim Fingerpieksen bleibt es meistens nicht. Und Angst vor Spritzen hatte ich immernoch. Was jetzt kommen sollte ist die schlimmste Erinnerung meines Lebens. Meine Eltern mussten mich zu zweit festhalten, damit mir mein Papa die Spritze setzen konnte. Ich habe geschrien, gestrampelt, gezappelt und mich mit ganzer Kraft gewehrt - aber irgendwie half alles nichts. Es musste halt gemacht werden. (Zu eurer Beruhigung, ich hatte schnell keinen Bock mehr auf das Spritzentheater und habe dann doch beschlossen, dass es besser ist für alle Beteiligten, wenn ich mich von nun an selbst spritze.)

Das war er, mein Tag X. Ein Tag, der alles auf den Kopf gestellt hat. Aber trotz allem, trotz aller Höhen und Tiefen, würde ich nie behaupten, dass er alles schlechter gemacht hat. Er hat vieles verändert, das auf jeden Fall, aber wirklich schlechter geworden ist dadurch eigentlich nichts. Naja gut, ein paar Dinge vielleicht...aber wie sagt der Pfälzer so schön: So hot halt jeder sei Päckel zu trage.

Wenn ich das jetzt so schreibe fällt mir auf, dass ich selbst an meinem Tag X eigentlich sowieso nichts begriffen habe. Und ich versuche mir vorzustellen, wie es für meine Eltern gewesen sein muss. Wie es sein muss, seinem schreienden, strampelnden Kind eine Spritze zu setzen. Wie es sich anfühlen muss, zu erfahren, dass das eigene Kind unheilbar "krank" ist (ich mag dieses Wort nicht). Und jetzt wo ich weiß, was es heißt als Erwachsener selbst Diabetes zu haben, ziehe ich meinen Hut vor allen Eltern von Kindern mit Diabetes - allen voran vor meinen eigenen.




Freitag, 26. September 2014

1. Diabetes Blog Woche - Freitag

Wie schnell doch so eine Woche vergeht, wenn sie nur gut gefüllt ist. Heute ist Freitag. Ich blicke zurück auf mein Leben mit dem Diabetes und erzähle zwei "Geschichten, die das Leben schrieb":

Ich hab in den letzten 15 Jahren bestimmt viele Situationen erlebt, die im nachhinein erzählenswert wären, an die wenigsten kann ich mich aber bewusst erinnern. Die früheste Geschichte aus meinem Leben rund um den Diabetes, an die ich mich noch vollständig erinnern kann, stammt aus meiner Schulzeit. Ein genaues Jahr kann ich nicht mehr festmachen, aber das ist ja auch total irrelevant. Jedenfalls bekam ich Wind davon, dass eine Mitschülerin abfällig über mich und den Schweinepriester redete. Später stellte sich dann heraus, dass sie so Sachen verbreitete wie: "Die gibt mit ihrem Zucker ja nur an", "Das ist halt das einzige, was an der besonders ist", "Die nutzt ihren Zucker ja nur als Ausrede, dass sie nicht bei Sport mitmachen kann, weil sie so schlecht in Sport ist" (stimmt übrigens alles nicht!). All solche netten Grausamkeiten, die mich ehrlich gesagt schon sehr getroffen haben. Aber naja...Kinder sind grausam - und manche leider auch noch doof dazu. Glücklicherweise ist das aber auch die einzige wirklich schlechte Erfahrung, die bei mir hängengeblieben ist. 

Was überwiegt sind gute, lustige und schöne Erinnerungen. Eine von diesen Geschichten liegt erst drei Tage zurück, weshalb ich sie an dieser Stelle herauspicken und stellvertretend für all die Geschichten erzählen möchte, in denen verständnisvolle, nette Mitmenschen die Hauptrolle spielen.
Ich hatte letzten Dienstag eine meiner bisher wichtigsten Prüfungen im Leben eines Bachelorstudenten: die erste mündliche Bachelorprüfung. Aufregung und Anspannung in den Wochen davor, blanke Panik (naja das ist jetzt vielleicht etwas übertrieben) am Tag der Prüfung. Mein Prüfer wusste, dass ich Diabetikerin bin und ich hatte ihn auch vorgewarnt, dass ich unter Stress gerne mal in den Keller rutsche. Als ich am Tag der Prüfung in sein Büro kam und mich hingesetzt hatte, streckte er mir grinsend ein Snickers hin: "Hier ich hab Ihnen da mal was besorgt, falls es zum äußersten kommt". Eine richtige nette Geste, die zeigt, dass es doch noch aufmerksame Menschen gibt, die sich Gedanken machen und nicht einfach drauf los plappern. Das Snickers habe ich übrigens nicht gebraucht. Danke an dieser Stelle nochmal an meinen Prüfer für die nette Geste (und für die Note!!).
Und an alle, die sich jetzt beschweren wollen, dass Snickers ja wohl mal so garnicht als direkter Hypokiller zu gebrauchen sei: Die Geste zählt!

Ich bin jedenfalls bereit für das nächste Kapitel meiner Geschichte und freue mich auf das, was da noch kommen mag.





Donnerstag, 25. September 2014

1. Diabetes Blog Woche - Donnerstag (jetzt aber wirklich)

So, dann schiebe ich mal direkt noch einen hinterher. Nachdem ich gestern gepennt habe und meinen gestrigen Post heute (besser gesagt gerade eben) geschrieben habe, hier jetzt noch mein aktuelles Werk zum heutigen Thema: Technik, die begeistert.

Technik. Puh. Das ist ja mal so garnicht mein Lieblingsthema. Trotzdem will ich versuchen, euch meine Sicht der Dinge auf dieses - für unser Diabetiker nicht ganz unwichtige Thema - zu schildern.
Als der Schweinepriester bei mir eingezogen ist, wurde gespritzt. Teils mit Einwegspritzen. Nicht wirklich hightech, dafür aber unangenehm. Sonst wäre es ja langweilig.
Seit (ich glaube) 2003 bin ich stolze (!!!) Besitzerin einer Pumpe. Schon immer von Minimed/Medtronic, weil wegen isso. Und diese Technik begeisterte mich zu Beginn garnicht. Gar-gar-garnicht. "Katheter" ist ein garstiges Wort mit bitterem Beigeschmack und die Idee 24/7 an ein Gerät angeschlossen zu sein klingt für viele (wie auch für mich damals) echt irre. Bot, Robo, Tamagochi. Technik vs. menschlicher Körper. Igittibäh! Nach der Eingewöhnungsphase verflogen meine Sorgen und meine Pumpe und ich verstehen uns seither prima.

So richtig ge"flash"t (höhö) war ich, als ich das erste mal ein CGM tragen durfte. Was vorher immer durch blöde "Auslassversuche" aka. Basalratentest ausbaldowert werden musste, sollte sich mithilfe des kontinuierlichen Glukosemesssystem ganz einfach bestimmen lassen. Ganz einfach - pah! So super die Idee auch war und so sehr sie mich zu Beginn begeisterte, das Riesenteil (damals noch größer als meine Pumpe) mit Megakabel wollte und wollte einfach nicht funktionieren. Selten geschah es, dass mal ein Test wirklich funktionierte. Damals noch undenkbar, dass es in nicht allzu ferner Zukunft CGM-Geräte für den Hausgebrauch geben sollte. Für Leute, die sich sowas leisten können. Ich bin absoluter Verfechter der kontinuierlichen Messung und beneide jeden darum, der so ein schmuckes Teil sein Eigen nennen darf. Keine Teststreifenverschwenderei mehr, kein Fingerwundgesteche. Ein Traum wäre das. Auch das neue F(lash)G(lucose)M(onitoring), das viele meiner Bloggerkollegen ja kürzlich am eigenen Leib testen durften, ist meiner Meinung nach - vor allem nach der Lektüre der bisherigen Blogposts zu diesem Thema - ein vielversprechendes Teil. Ich bin gespannt, wie es sich auf dem Markt schlägt und ob es dem vielgeliebten CGM den Rang ablaufen kann.

Da mein Erfindergeist leider gleich null ist, verzichte ich an dieser Stelle darauf meine Trauminsulinpumpe-CGM-wasauchimmer-Konstruktion zu entwerfen und sage nur so viel: Ich bin froh, in einer Zeit Diabetiker zu sein, in der es möglich ist diese Krankheit auf eine mehr oder weniger angenehme Art und Weise zu behandeln. Die Vielzahl an Behandlungsmöglichkeiten ist überwältigend und es ist quasi für jeden was dabei. Ich bin zuversichtlich, dass sich auch in den nächsten Jahren weiterhin viel tun wird. So steht zur Zeit zum Beispiel der Bionic Pancreas auf dem Prüfstand, ein System, das nach eigenständiger Bestimmung des Glukosegehaltes der Gewebsflüssigkeit über die passende Dosierung und Abgabe von Insulin und Glukagon die Funktionen der Bauchspeicheldrüse imitiert und so den BZ-Spiegel konstant hält. Man darf gespannt sein.


1. Diabetes Blog Woche - Mittwoch (am Donnerstag)

Heute bin ich Punk. Es ist Donnerstag. Ich schreibe trotzdem noch einen nachträglichen Mittwochspost über die #dedoc. Einfach weil ich es mir nicht nehmen lassen möchte, all die großartigen Menschen für das zu loben, was sie sind: eine große Familie gleichgesinnter mit total unterschiedlichen Blickwinkeln auf das Leben aber einer großen Gemeinsamkeit.

Seit ich acht bin mische ich nun schon im Diabetesbusiness mit. Immerhin schon fast 15 Jahre. Die meiste Zeit dieser 15 Jahre habe ich mich mehr oder weniger alleine (bis auf Mama, Papa, Bruder und später dann Freund als Unterstützer) mit dem Honigmonster rumgeschlagen, was bis auf ein paar mehr oder minder große Dramen immer ganz gut funktioniert hat. Nach meinem Auszug von Zuhause bin ich dann durch Zufall in der Zeitschrift FOCUS Diabetes auf ein Porträt von Ilka und Finn gestoßen, die sich mit ihrem Blog schon seit vielen Jahren im World Wide Web herumtreiben und zusammen mit einem weiteren Blog quasi den Grundstein für die #dedoc legten. Schnell hatte ich mich durch alle Beiträge durchgeklickt und konnte es kaum glauben: "Hey es gibt ja wirklich noch andere Leute, die sich mit genau demselben Kram rumschlagen, sich über die selben (manchmal banalen) Dinge freuen oder ärgern, die Tipps geben und sich für die Aufklärung der Gesellschaft zum Thema Diabetes engagieren". Erst durch diesen Blog kam ich auf die Idee, vielleicht auch mal bei Facebook nach Diabetikergruppen zu suchen, und wurde sofort fündig. Eine neue Welt eröffnete sich mir, denn - wie bereits erwähnt - war ich bisher immer überall die Einzige mit Diabetes. Ein Dank geht also (unbekannterweise) raus an Ilka und Finn, die mich überhaupt erst auf die Idee gebracht haben, nach "Leidensgenossen" zu suchen.

Anfang dieses Jahres, als mein süßer Kumpel und ich mal wieder durch eine eher trockene Phase unserer Beziehung mussten,  habe ich beschlossen, dann auch selbst teilzunehmen, selbst zu bloggen. Garnicht so einfach, wie man sich das immer vorstellt. Auch wenn ich es oft nicht schaffe stetig am Ball zu bleiben, wie andere aktivere Blogger, merke ich doch, dass es mir viel gibt mir alles von der Seele zu tippen. Ich fühle mich geehrt, wenn mich manchmal persönliche Nachrichten bei Facebook erreichen, in denen mich Leute, die in Facebookgruppen sehen, dass ich mich dort des Öfteren bewege und scheinbar aus einem großen Erfahrungsschatz schöpfe, um Rat fragen. Auch wenn ich weiß, dass ich als "Mitdiabetikerin" keinen Arzt und dessen medizinisches Fachwissen ersetzen kann, ist er trotzdem ein schönes Gefühl manchmal mit meinen Erfahrungen rund um das Thema Leben mit Diabetes helfen zu dürfen. Danke also auch an alle, die meinen kleinen Blog trotz oftmals langer Pausen zwischen den Posts verfolgen.

Im Laufe der Jahre meiner "Aktivität" in der #dedoc kamen viele Blogs dazu, die ich gerne verfolge. Es ist einfach schön zu lesen, dass es viele von UNS gibt. Dass wir alle so unterschiedlich sind und doch von den gleichen Problemen geplagt. Dass wir alle anders mit unserem Wegbegleiter umgehen und so viel voneinander lernen können. Und dass wir offenbar ernstgenommen werden. Seit ich blogge kamen schon einige meiner nicht-diabetischen Freunde auf mich zu und haben zum ersten Mal wirklich das Thema Diabetes angesprochen. Auch ihnen eröffnet sich dadurch hoffentlich ein anderer Blickwinkel auf unser Leben und darauf warum die Dinge manchmal so sind, wie sie sind. Und auch das habe ich der #dedoc zu verdanken.

Thank you, you crazy folks! Seit ich euch "kenne", macht der Diabetes irgendwie wieder mehr Spaß!

Dienstag, 23. September 2014

1. Diabetes Blog Woche - Dienstag


Ich weiß, ich bin ein wenig spät dran, aber besser spät als nie. Also los:

Heute ist Dienstag. Dienstag ist Snapshot-Tag. Da ich leider kürzlich aufgrund eigener Dummheit mein Handy und somit viele meiner Diabetes-Snapshots verloren habe, müsst ihr euch mit diesen schnellen, nachgemachten Bildern, sowie einigen Bildern meiner letzten großen Reisen mit Diabetes (also ob es jemals große Reisen ohne Diabetes gegeben hätte!!) begnügen.

Ich gestehe: Ich bin ein notorischer Teststreifensammler. Selbst wenn ich IM Mülleimer wohnen würde wär' ich noch zu faul die immer wegzuwerfen. Aber wie soll man auch ohne Teststreifenspur den Heimweg finden?
Wer kennt sie nicht, die klassische Fressschublade?!

Im diesjährigen Italienurlaub kennen- und liebengelernt: der wohl schmackhafteste Hypokiller der Welt!

Schon immer so gewesen: Das Quickset und ich verstehen uns prächtig. Außer es reißt raus. Oder knickt ab. Oder blutet voll. Oder verstopft sonst irgendwie. Oder schließt nicht richtig. Dann knallts...und das gewaltig.
Egal ob "entspannte" Wandertour...
...Abspacken im Blyde River Canyon...

...spannende Kletteraction an der ligurischen Steilküste...

...oder Butternut-Transport auf afrikanisch...
...lasst euch NIE von irgendwelche Leuten einreden, ihr könntet irgendwas "wegen dem Zugga" nicht machen. Geht raus, macht euer Ding und zeigt der Welt was WIR drauf haben.

Biologiestunde zum Thema Diabetes in einer südafrikanischen Schule.

Euch noch einen schönen Abend, ihr Lieben, und bis morgen!

Montag, 22. September 2014

1. Diebetes Blog Woche - Montag

Wer von den Zuckernasen in den sozialen Netzweken einigermaßen aktiv ist, der wird schon von der 1. Diabetes Blog Woche gelesen haben. Ein super Idee wie ich finde und so möchte ich diese Gelegenheit nutzen, meinem (zugegebenermaßen etwas eingestaubten) Blog neues Leben einzuhauchen, wieder aktiv in Austausch mit anderen zu treten, sowie meinen eigenen kleinen Beitrag zur dedoc zu leisten.

Ein Brief soll es also sein. An den Diabetes. Aaaaaalrighty, then....

Lieber Schweineprister,

im Laufe unseres gemeinsamen Lebens habe ich dir schon viele Namen gegeben - Schweinepriester, Diabetessau, Zuckerseuche, Sch***-Ar***-Diabetes - allerlei Unschönes, Gemeines, Gerechtfertigtes. Gerechtfertigtes? Wirklich? Heute - nach fast 15 Jahren mit dir weiß ich die Antwort auf diese Frage: Nein!

Als du bei mir eingezogen bist (okay, ich war auch erst acht) war ich überfordert. Zumindest anfänglich. Messen und spritzen (OHMEINGOTTHATSIEGRADESPRITZENGESAGT??? MAMAAA!!), rechnen (ieh rechnen!!), verzichten, neues lernen, umstellen. Mit acht nicht so leicht. Dass es mit 22 auch nicht viel einfacher sein wird, davon hat mir damals keiner erzählt. Auch heute stolpere ich oft. Stolpere über Basalratentests die nicht klappen wollen, Pizzen die sich nicht berechnen lassen. Scheitere ab und zu an einer Tüte Haribo Phantasia und ärgere mich über die eigene Inkonsequenz. Trotzdem meistere ich dich. Ich meistere dich mal besser, mal schlechter, aber ich meistere dich. Und das allein. Du gibst mir Selbstvertrauen.

Du bist wirklich nicht einfach. Du erforderst Aufmerksamkeit, die ich manchmal meistens gerne anderen Dingen widmen würde. Ich muss mir nachts den Wecker stellen (oder eher 3, weil ich die ersten beiden eiskalt überschlafe), muss mich mit Dawn-Phänomen, glykämischem Index und Fett-Protein-Einheiten rumschlagen. Muss mich über den Burger von gestern Abend ärgern (Hallo...wie daneben ist das denn bitte? Welcher normale Mensch ärgert sich schon über einen Burger??) und bei meiner Cola im Restaurant Zucker messen, weil man den Kellnern heute nicht mehr vertrauen kann. Ich muss mir Katheter setzen ("Ieh, Katheter, ist das nicht was mit Pipi?" - "NEIN MANN!!") und mich Stunden später wundern, warum mein Zucker fast entgleist. Ich muss (manchmal echt blöde) Fragen beantworten und habe nicht das Recht mich aufzuregen, wenn Leute doofe Sprüche drücken (weil macht man nicht). Ich muss in der Bahn meinen Blutzucker testen und Blicke á la "Ieh, muss die das hier machen?!" (Ja verdammt, muss ich!) über mich ergehen lassen. Das alles mache ich nicht zum Spaß, ich mache das wegen dir. Du stellst Herausforderungen. Ich bin an dir gewachsen.

Als chronische Autoimmunkrankheit hast du viele Gesichter. Du bist wankelmütig und (wenn man am wenigsten damit rechnet) konstant. Du bist rebellisch und manchmal ganz sanft. Du bist hoch und tief, laut und leise. Aber vor allem bist du eines: Du bist akut und du bist langfristig. Diese Langfristigkeit vergesse ich im schnöden Alltagsbrei mal ganz gerne. Wie gut unser gemeinsames Leben jetzt grade in diesem Moment funktioniert, bestimmt unsere Zukunft. Bestimmt MEINE Zukunft. Es gibt Tage da frage ich mich, ob ich das alles gut genug mache. Mache ich das alles so gut, dass es mir auch in 30 oder 40 Jahren noch gut geht? Mache ich das alles so gut, dass ich ohne Folgeschäden aus dieser Sache rauskomme? Vielleicht ist es genau meine Angst davor, dass die Antwort "nein" lauten könnte, die mich das Leben lieben lässt. Durch dich habe ich gelernt, das Leben zu lieben.

Ich könnte noch bestimmt zehn weitere positive Dinge aufzählen, die du zu meinem Leben beigetragen hast, aber das würde hier den Rahmen sprengen. Alles was ich noch sagen möchte ist das:
Ich habe gelernt dich zu akzeptieren, habe gelernt zu akzeptieren, dass du den Rest meines Lebens dasein wirst, irgendwo da hinten im Schlepptau. Und genau das ist der Punkt. Ich gehe voraus, du folgst. Und solange das so bleibt, darfst du gerne weiter bei mir Unterschlupf suchen, du kleiner, gemeiner Scheißer.

In (Hass)Liebe,
deine Anne





Montag, 26. Mai 2014

...und dann wäre da ja noch die Sache mit dem Sport.




Dass Diabetes haben anstrengend ist, wissen wir ja mittlerweile. Für mich ist das anstrengendste daran, immer wieder nach neuen Ansatzpunkten und den berühmten Schräubchen zum dran drehen zu suchen. Und wenn man dann meint etwas in der Hand zu haben, mit dem man arbeiten kann - pauz, ätschibätsch - dann läuft es auf einmal ganz anders. So geschehen beim Sport.

Seit ich wieder aus Afrika zurück bin hat sich nicht nur an meiner gesamten BZ-Lage, sondern auch am Verhalten der Diabetessau in Zusammenhang mit Sport viel verändert. Gestartet bin ich meistens so zwischen 180-200 rausgekommen mit ~100. Eigentlich perfekt. Wäre da nicht der rasante BZ-Anstieg mit schier unbezwingbar hohem BZ-Gipfel im Anschluss. 300-400 mg/dl waren meistens drin und weder durch (sanfte) Korrekturen, noch durch höhere Basalrate, noch durch normales Bolen der folgenden Mahlzeit, ließ sich das Monster besänftigen.

Jetzt konnte ich in letzter Zeit aber beobachten, wie der BZ-Anstieg nach dem Laufen immer geringer wurde. Ein Beispiel: Gestern war ich laufen. Nicht besonders schnell, nicht besonders weit. Gute Strecke um danach einen Anstieg zu vermuten.Eine Stunde vor Laufbeginn: Basalrate für 3h auf 65% plus eine Banane rein. Gestartet mit 193 mg/dl und 0,5 I.E., nach einer halben Stunden war ich schon bei 109 mg/dl und habe mich mit 2 BE Traubenzucker retten müssen, und nach weiteren 15 Minuten hab' ich dann die Pumpe abgekoppelt und war zum Glück auch schon fast zuhause (73 mg/dl; 2BE). ~An dieser Stelle sei noch gesagt, dass mit dem starken uphill-BZ nach dem Lauf auch immer ein relativ konstanter bzw. langsam fallender BZ während des Laufs einherging. So tiefe Werte wie hier, oder sogar richtige Hypos (die letzten drei Läufe musste ich wegen Hypo nach spätestens einer halben Stunde abbrechen) hatte ich schon ewig nicht mehr.~ Eine Stunde nach dem Lauf gab es 'ne Portion Nudeln, bei verringertem BE Faktor (statt 1,25 nur 1) - der BZ immernoch so um die 90 mg/dl. Eine weitere Stunde später waren es dann 177 mg/dl - und ich hatte schon wieder Panik, dass es jetzt nach oben abzwitschert, aber siehe da: eine weitere Stunde später 138 mg/dl. Juhu! Leider war ich vor dem Schlafen mit 72 mg/dl wieder etwas zu niedrig und habe dann wohl etwas zu großzügig zugelangt (Basalrate für 4h auf 80% abgesenkt plus ~ 4BE...), sodass ich heute morgen mit geschmeidigen 275 mg/dl aufgestanden bin. Alles in allem bin ich aber mit dem Verlauf von gestern sehr zufrieden und hoffe natürlich, dass das Monster jetzt bei dieser Version bleibt und sich nicht wieder umentscheidet (weil wegen isso).

Aber warum eigentlich diese Veränderung, obwohl ich doch garnichts anders mache? Ich vermute das Insulin als Übeltäter. Für meinen Afrikaaufenthalt hatte ich ca. 40 Ampullen Insulin dabei, von denen ich nach meiner Rückkehr noch ungefähr 20 übrig hatte. Alles zwar immer so gut wie eben möglich gekühlt, aber scheinbar doch nicht ganz ausreichend. Unter Verwendung des Afrikainsulins verhält sich die die Diabetessau nämlich ganz schön unfein - auch beim Sport. Verwende ich aber das neue Insulin, was ich mir auf Anraten vom Herrn Honigsuess habe verschreiben lassen, läuft alles gleich viel besser. Also: Schlechtes, altes, zu lange geöffnetes, oder zu warmes Insulin = Feind. Eine Tatsache, über die ich bisher noch nie so wirklich nachgedacht habe, obwohl es eigentlich auf der Hand liegt. Aber meistens sind es ja die allgemein bekannten Dinge, die man einfach vergisst in Betracht zu ziehen. Man lernt ja nie aus.


In den nächsten Wochen heißt es wieder tüfteln, tüfteln, tüfteln, um auch die letzten Ungereimtheiten aus dem Weg zu schaffen. Denn schließlich mache ich Sport für den Zucker. Naja gut, vielleicht auch ein bisschen für den Spaß.

I hold you on the running...oder so.
Bis bald,
Anne