Donnerstag, 20. Februar 2014

Das Leben mit Diabetes - Die andere Seite

Hallo ihr da draussen,

da die Blogmutter für 6 Wochen den schwarzen Kontinent erforscht, müsst Ihr euch mit mir rumplagen. Ich? Ich bin der öfter mal erwähnte "Herr Honigsuess" und wenn die Zeit es zulässt versuche ich mal den ein oder anderen Gedanken loszuwerden...so wie heute.

Vorab muss ich sagen, dass dies der erste Blogeintrag meines Lebens ist, deswegen bitte ich um Nachsicht wenn es vielleicht Qualitativ nicht an das heranreicht was sonnst so im Internet steht ;-)

Diabetes, erste Erfahrungen mit dieser Krankheit konnte ich schon in früher Kindheit machen. Meine Nachbarin hatte eine Insulinpumpe, jedoch war ich noch zu jung um zu verstehen was dieses kleine Ding für eine Lebenswichtige funktion hat. Ein paar Jahre später, während meiner Ausbildung habe ich mich desöfteren mit einem Arbeitskollegen, der Diabetes hatte Unterhalten können, jedoch auch sehr Distanziert im Sinne von "ist eine Krankheit, kommt man mit klar, irgendwie". Folgeschäden, die täglichen Leiden, all dies hatte ich nicht so auf dem Schirm wie man es vielleicht haben sollte.  Erst als ich Anne kennengelernt habe wurde mir bewusst, was dahinter steckt, was für eine Verantwortung und was für eine Aufgabe diese Krankheit mit sich bringt.

In der Zeit unserer Beziehung konnte ich viel mitnehmen, begleite sie zu diversen Ärzten, nehme an Schulungen Teil, nur um möglichst viel zu lernen und um ihr einen Teil der Last abzunehmen. Klar, von außen ist das ganze vermutlich leichter zu betrachten, weil am Ende des Tages bin nicht ich es, der sich in den Finger pieckst um seinen Blutzucker zu messen, aber trotzdem ist es meiner Meinung nach Wichtig jemanden zu haben, der im ganzen Chaos, in der teilweise aufkommenden Frustration, Ruhe ausstrahlt und und eine helfende Hand reicht. Und wenn es nur das öffnen von Traubenzucker ist oder vom Einkaufen praktische 1-BE Überraschungen mitbringt (kleine Portionen die genau eine BE haben um ein bisschen Abwechslung in den Hypowahnsinn zu bringen).

Was bei mir irgendwie ins Fleisch übergegangen ist, die gesamten Messwerte aus mathematischer Sicht zu betrachten (als Angehender Ingenieur ist das vermutlich schon eine Berufskrankheit). Bei einer Schulung habe ich so Richtwerte mitbekommen und diese Versuche ich logisch zu Interpretieren, d.H. z.B. eine BE essen erhöhen den BZ um ca 30 mg/dl, jenachdem was gegessen/getrunken wurde schneller bzw. langsamer. So beugt man Fresskicks vor um die berühmte Zickzackbewegung zu vermeiden. Auch versuche ich jeden Messwert, egal ob zu hoch, zu niedrig oder normal, nachzuvollziehen um dann im Hinterkopf zu haben, dass eine Portion Nudeln sich so auswirkt, der Burger sich so, die Portion Chips so usw. So können wir zusammen, gut entscheiden wieviel Insulin, mit welcher Verzögerung, in welchem Verhältnis abgegeben werden muss. Aber ich glaube da erzähle ich euch nichts neues.

Ich glaube das wichtigste als Diabetes-Partner (klingt irgendwie doof, aber mir fällt gerade nichts besseres ein) ist es Ruhe auszustrahlen und in schweren Zeiten trost zu spenden. Meiner Meinung nach nimmt das einiges an Druck ab und erleichtert alles etwas.

So es ist Spät, mir fällt gerade nichts mehr ein und ich möchte Schlafen! :-) Ich wünsche euch allen einen schönen Donnerstag und evtl bis zum nächsten mal, ansonsten freut euch auf neue Beiträge von Frau Honigsuess sobald sie wieder in der Zivilisation ist

(mj)

Donnerstag, 13. Februar 2014

Off we go...(mit kleinem Schmankerl)

So ihr Lieben! Es ist so weit...

...in neun Stunden geht unser Flieger Richtung Johannesburg. Nach einem eintägigen Aufenthalt dort werden wir am Samstagmorgen eine kleine Maschine Richtung Osten besteigen, die uns dann (hoffentlich sicher) nach Hoedspruit, einen kleinen Ort nahe des Krüger Nationalparks, bringt.
Für 6 Wochen werde ich zusammen mit meiner Freundin Dasha bei einer Organisation namens DAKTARI - Bush School and Wildlife Orphanage Freiwilligendienst leisten. (Wer Gutes tun möchte und die Organisation unterstützen möchte: Auf der Homepage findet ihr ein Spendenkonto und Infos darüber, wie auch ihr einen Freiwilligendienst dort antreten könnt. Beides gern gesehen!! Werbung Ende.) Unter der Sonne Südafrikas (toitoitoi!!) werden wir unter der Woche mit Kindern aus sozial und finanziell benachteiligten Verhältnissen arbeiten. Die Kids kommen insgesamt für 5 Tage ins Camp, wo sie in verschiedensten (Schul)Fächern Förderunterricht bekommen und für die Wichtigkeit einer gesunden Umwelt in einem Land wie Südafrika sensibilisiert werden sollen. Außerdem werden sie über soziale Themen, wie Safer Sex, Drogen- und Alkoholmissbrauch, Höflichkeit,  Rassismus etc., aufgeklärt. Neben der Arbeit mit den Kids, sind wir als Volunteers für die Pflege der Tiere, die bei Daktari leben, zuständig. Verwundete und/oder von der Mutter verstoßene Tiere werden hier aufgenommen und aufgepäppelt, um dann im besten Fall wieder in die Wildnis entlassen zu werden. Auch die Pflege der Tiere findet in Zusammenarbeit mit den Kindern statt, die so ein Gefühl der Verantwortung und einen regelmäßigen Tagesablauf entwickeln sollen.
Von Freitagnachmittag bis Sonntagabend haben wir dann Zeit für uns und die Möglichkeit die Umgebung zu erkunden und die unfassbar tolle Landschaft zu genießen. Von Safaritrip bis hin zu Elefantenreiten ist alles geboten. Jetzt muss eigentlich nur noch das Wetter mitspielen.

Auch in Sachen Diabetes und Gesundheit ist vorgesorgt. Die Frio-Kühltasche ist vorbereitet, das Insulin und die Hypokits ruhen noch im Kühlschrank. Das Pumpenzubehör (je 50 Kathether und Reservoire) sind halb/halb auf Handgepäck und Koffer verteilt. Extra-Teststreifen, Messgeräte, Ersatzpumpe, Notfallpens und Nadeln,  Ketontester, "Kalorien mundgerecht", Hypohelfer (Iiiiieehh, so viel Traubenzucker!!) etc. sind schon reisetauglich im Handgepäck verstaut und freuen sich mindestens genauso doll wie ich. Notfalltelefonliste: CHECK! Atteste für Flugreisende: CHECK! Hilfsmittelliste: CHECK! Ich fühle mich gut vorbereitet.
Auch die erste Malariaprophylaxe-Tablette gestern nachmittag habe ich sehr gut vertragen...einzig die Tatsache, dass meine Ärztin mir geraten hat, mich unter Einnahme von Doxycyclin nicht in der Sonne aufzuhalten (im afrikanischen Hochsommer bei Outdoorarbeit und Safaritrips so gut wie unmöglich), macht mich noch etwas nervös. We'll see!

Jetzt ist also quasi "time to say goodbye"! Ich gehe nicht davon aus, dass ihr in den nächsten 6 Wochen viel von mir lesen werdet, denn sowohl Zeit, als auch Internet sind nur begrenzt verfügbar. Als kleines Schmankerl hat sich aber mein Freund dazu bereiterklärt, während meiner Abwesenheit in unregelmäßigen Abständen über SEIN Leben mit MEINEM Diabetes zu schreiben. Zeit für einen Perspektivenwechesel. Ich glaube, er hat viel zu erzählen. Ist ja vielleicht auch mal ganz interessant :)

Ich hoffe, die nächsten 6 Wochen verlaufen für euch genauso toll wie (hoffentlich) für mich und wünsche euch viel Lesespaß mit den geistigen Ergüssen meines Liebsten. Ich gebe ab an Herrn honigsuess!

Bis die Tage, ihr Zuckermäuse!
Eure Anne

Sonntag, 9. Februar 2014

Honigsuesser Sonntag

So. Sonntag. Eine ereignisreiche Woche liegt hinter mir und diesmal macht das Rückblicken auch wieder mehr Spaß. Los gehts:

Berg- und Talfahrt: 44 mg/dl (da hab ich bin wohl mit dem Essen verschätzt!) bis 276 mg/dl (Gegenregulation dazu)

Mittelwert: 122 mg/dl (Kannse nich moppern!)

Standardabweichung: +/- 51 mg/dl (...auch hier: Daumen hoch!)

Was war das beste Essen diese Woche?
Lecker Schweinefilet mit Potatowedges und Brokkoliröschen, höchstselbst gekocht vom Herrn Honigsuess. Gut gemacht!

Was war sonst so?
Wenig gelernt, aber doch irgendwie genug. Klausuren geschrieben. Klausuren bestanden. Der Uni "Lebewohl!" gesagt...wenn auch nur für einige wenige Wochen. Bastelsachen gekauft, Kindergeburtstagseinladungen gebastelt. Geschenke gemacht. Die allerallerallerbesteste Überraschungs-"Tschöö"-Party der Welt bekommen (Danke Matze, danke Toffi, danke an alle Lieblingsmenschen, die da waren!!)...da musste ich fast ein bisschen weinen. Mit der Afrikafreundin die letzten Afrikagadgets geshoppt. 'Ne Frio-Kühltasche gekauft und die Urlaubspumpe erhalten. Traubenzuckervorräte angelegt. Bei der Diabetesberaterin gewesen und festgestellt, dass es schon wieder bergauf geht. Viel rumgeschlappt. Viel unterwegs. Über gute Werte gefreut und zwar sehr.

Jetzt sind es noch ziemlich genau 4 Tage bis der Flieger abhebt und ich weiß immernoch nicht so genau, ob ich mich freue, Angst habe, oder traurig bin so lange von hier weg zu sein (wahrscheinlich ist es einfach ein Mix aus allem). Nur in einem Punkt bin ich mir sicher. Ich bin scheiße aufgeregt...harren wir der Dinge, die da kommen mögen.

Donnerstag, 6. Februar 2014

Der sechste Sinn, oder: Chronische Aufpasseritis

Gestern hatte ich ein Gespräch mit einer Freundin. Mädchenkram. Irgendwie kamen wir auf das Thema Eisprung zu sprechen und darauf, dass ich - anders als sie und die meisten anderen - immer ziemlich genau weiß, wann das bei mir ist. Generell habe ich das Gefühl, dass ich sehr genau auf die Signale achte, die mein Körper mir sendet. Aber woran liegt das, dass ich mir dessen, was in mir drin passiert, scheinbar mehr bewusst bin, als andere? Für mich liegt die Antwort auf der Hand: Ich habe Diabetes. Diabetes, und mit ihm chronische Aufpasseritis.

Die Natur hat das schon ganz gut eingerichtet. Es ziept, es schmerzt, irgendwo kribbelt was. Mal flackert es vor den Augen, mal hat man weiche Knie. All das kommt ja nicht von ungefähr. Der Körper will uns damit etwas sagen. Es ist seine Art der Kommunikation. Und wenn mir mein Körper etwas sagt, dann höre ich ihm zu. Dieses Bewusstsein über den eigenen Körper und über seine Reaktion auf verschiedene Situationen hat mir schon öfter den Allerwertesten gerettet. Ich merke meine Unterzuckerungen früh und sogar wenn ein Schnupfen auch nur ansatzweise im Anflug ist, weiß ich sofort was los ist. Viele meiner Freunde finden das bewunderswert und verstehen nicht, wie das geht. "Krass, wie du sowas immer merkst..."! Ja...krass, ne?!
Nein, eigentlich garnicht. Ich glaube, dieses Bewusstsein entwickelt sich von ganz alleine, weil es sich entwickeln muss. Anfänglich nur auf Aspekte der Diabetestherapie beschränkt (Wahrnehmung von Unter-/Überzuckerungen), breitet sich diese Gabe (ist es wirklich eine Gabe??) auf immer mehr Lebensbereiche aus.

Was aber so praktisch scheint, kann auf die Dauer auch ganz schön anstrengend werden. Ich ertappe mich in letzter Zeit immer öfter dabei, wie ich leicht hypochondrische Anwandlungen bekomme, vor allem dann, wenn es um die Früherkennung erster diabetischer Spätfolgen geht (toi toi toi - bisher alles gut!). Schläft mir ein Fuß ein schrecke ich sofort auf und denke mir "Oh nein...jetzt geht es los!". Wenn jemand anders ein Fuß einschläft, denkt der sich wahrscheinlich höchstens "Scheiße!" und lacht über das scherzhafte "Na dann weck ihn wieder auf" des Partners. Wenn es nachts ein paar Minuten dauert, bis sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnen und es deshalb ein wenig flackert, mache ich mir direkt Sorgen um mein Augenlicht. Das ganze geht sogar so weit, dass ich eine Unterzuckerwahrnehmnungsschulung besuchen musste, weil ich in diverse Empfindungen eine Hypo reininterpretiert habe, obwohl eigentlich alles im grünen Bereich war.

Ich bin mir zwar aufgrund des Diabetes meiner inneren Stimme bewusster, als viele andere in meinem Alter,  aber ich bin auch ängstlicher und vorsichtiger, wenn es um meine Gesundheit geht. Trotzdem bin ich irgendwie froh, dass ich mich selbst so gut verstehe. Mir gibt das die Sicherheit, die ich brauche um tagtäglich das zu tun wozu ich Lust habe. Angst vor Unterzucker habe ich nicht, weil ich weiß, dass ich mich auf mein Gefühl verlassen kann. Und wenn mir mein Körper ein Signal sendet, mit dem ich nichts anfangen kann, dann gehe ich mittlerweile lieber einmal mehr zum Arzt. Das mag so Manchem total übertrieben erscheinen, aber wenn ich mich in meinem Körper zu 100% wohlfühlen will, dann muss ich auf das hören, was er mir sagt und sicherstellen, dass alles in Ordnung ist. My body is my castle und so.

Wie ist das bei euch? Kennt ihr das auch? Schreibt mir...

Sonntag, 2. Februar 2014

Honigsuesser Sonntag

Schon wieder Sonntag. Schon wieder Rückblick. Och nöööö, bei den Werten macht das Rückblicken echt nicht so viel Spaß. Das einzig Gute daran: Meine Diabetesfee versteht mich!

Berg- und Talfahrt: 65 mg/dl (wuhu, immerhin kein einziger Wert unter 60 diese Woche!) bis 328 mg/dl (Puuuh...was da los war weiß ich jetzt so aus dem Stegreif leider nicht mehr. Aber scheiße war's, das weiß ich noch.)

Mittelwert: 149 mg/dl (na immerhin bisschen besser als letzte Woche)

Standardabweichung: +/- 65 mg/dl (und auch hier bin ich wieder im einigermaßen grünen Bereich...sagt die App.)

Was war das beste Essen diese Woche?
Mmmmh, ich glaube das beste und gleichzeitig auch das am schwierigsten zu berechnende Essen war die riesige Pizza in den Zwölf Aposteln in Berlin. Abgegeben hatte ich für 14 BE (ja die sind echt so riesig!!)...hat dann nur so halb hingehauen, aber das war's mir echt wert.

Was war sonst so?
Berlin und zurück an einem Tag. 2 von 4 Klausuren sind schon geschafft, hätte wohl doch nicht lernen brauchen. Son Quark. Viel am Schreibtisch gesessen und sogar relativ viel geschafft. Die größte Pizza der Welt vertilgt...und zwar ganz und alleine. Ich oute mich: Dschungelcamp geguckt und für Melli mitgefreut. Bei der Diabetesfee gewesen. Festgestellt, dass einfach komplett die Sturktur fehlt. Basalratentests. Gemeinsam mit der Diabetesfee beschlossen, nach der Rückkehr aus Afrika an die Beantragung eines CGM ranzugehen (mal gucken...ich werde berichten). Raum für Pumpitreffen in Bochum ergattert, nach Afrika geht's mit der Planung los. Noch 1,5 Wochen bis zum Abflug. Puh.