Freitag, 31. Januar 2014

Die unsichtbaren Leiden des Neuzeitdiabetikers - Heute: "Dein Tamagotchi hat Hunger!"

Hallo Freunde!

Dass ich eine Insulinpumpe trage ist offensichtlich und für mich eigentlich kein großes Problem. Das viel größere Handicap, als die ständige Präsenz und Handhabung der Pumpe, ist für mich der Umgang mit unqualifizierten (vielleicht auch wirklich lustig gemeinten) Kommentaren zu diesem Thema. Seit ich Pumpenträger bin (immerhin schon stolze 11 Jahre), sehe ich mich immer wieder in Situationen, in denen ich am liebsten einmal weit ausholen und zuhauen würde. Man möchte es vielleicht nicht glauben, aber ja, Sprüche a la "Hey, dein Tamagotchi hat Hunger!" nerven. Was anfangs noch lustig ist und ein scheinbares Tabuthema unter flüchtigen Bekannten auflockert, wird ganz schnell anstrengend. Und zwar richtig!

Ich gebe es ja zu: Wer austeilt, muss auch einstecken können, und im Austeilen bin ich Weltmeister! Ich habe mich schon oft gefragt, ob ich vielleicht einfach zu sensibel auf spitze Kommentare über meinen kleinen Alltagsbegleiter reagiere. Aber, nein, eigentlich sehe ich es nicht ein, mir regelmäßig Sprüche drücken lassen zu müssen wegen etwas, wozu ich garnichts kann. Ich habe mir schließlich weder den Diabetes, noch die Pumpe ausgesucht (auch wenn ich den kleinen Helfer im Nachhinein niemals wieder abgeben würde).

Trotzdem musste ich mir schon zu Beginn meiner Pumpikarriere immer wieder blöde Sprüche anhören. Besonders beliebt war damals "Ey, im Unterricht kein Handy!". Obwohl ja alle wussten, worum es sich eigentlich handelt, schreckten auch Lehrer nicht vor diesem scheinbar lustigen Kommentar zurück. Ist jetzt nicht zum heulen schlimm und beim ersten Mal vielleicht auch noch ganz lustig. Aber bei einem Mal bleibt es ja eh meistens nicht. Nervt.

Neben den harmlosen, meist aus Unsicherheit entstehenden Kommentaren dieser Art, erinnere ich mich noch gut an ein Erlebnis, das mich zu dem Zeitpunkt ziemlich aus der Bahn geworfen und lange beschäftigt hat. Ich glaube es war ca. in der 8.Klasse, als ich mitbekam, dass eine Mitschülerin über mich und meinen süßen Kumpel herzog. "Ach, die Anne gibt ja mit ihrem komischen Zucker nur an. Das ist halt das Einzige, was an der interessant ist." Mh. Da musste ich erstmal schlucken. War das wirklich so? Denken das alle über mich, oder entstammt dieser Mist wieder mal dem mehr oder minder bemittelten Hirn einer Einzelperson, die nichts besseres mit sich anzufangen weiß, als (entschuldigt den Ausdruck) gequirlte Scheiße über andere Menschen zu erzählen? Jetzt - mit Anfang 20 - entscheide ich mich für Letzteres.
Es mag am Alter gelegen haben, aber mit 13 war ich davon extrem getroffen und auch wenn ich heute daran zurückdenke, bildet sich ein dicker Kloß in meinem Hals. Ich kämpfe so hart. Wir alle tun das. Jeden Tag aufs neue geben wir unser Bestes, um die unausweichlichen, angsteinflößenden Folgen dieser Scheißkrankheit hinauszuzögern oder doch irgendwie zu vermeiden. Wir sind eingespannt. 24/7 erledigen wir einen Job, der eben gemacht werden muss, auch wenn es noch so wenig in den Kram passt. Um ein normales Leben zu führen müssen wir total unnormale Dinge tun. Pieksen. Stechen. Rechnen. Verzichten. Jeden. Einzelnen. Tag. Wie in Gottes Namen kann man mit sowas angeben?? Aber wie sagt der Pfälzer so schön...Dumm gebabbelt is' glei.

Heute werfen mich solche Sprüche nicht mehr so aus der Bahn. Ich weiß was ich kann und ich weiß, wie bewunderswert das ist, was wir Diabetiker jeden Tag leisten. Ich bin schon irgendwie stolz auf mich. Was mich heute in solchen Situationen rettet, ist das Wissen, dass keine dieser Lästerbacken diesen Job auch nur ansatzweise so gut machen würde, wie ich das schaffe. Ich muss mich nicht runtermachen oder von blöden Sprüchen nerven lassen. Auf ein "Dein Tamagotchi hat Hunger!" antworte ich "Hier, ich leih es dir gerne mal, dann kannst du es mal ein paar Tage pflegen und besser machen". Vergleicht mich einer der Pumpe wegen mit einem Roboter, rede ich mit Demjenigen in Robotersprache. Wenn es sein muss stundenlang. Nervt dann auch. Ihr habt es ja nicht anders gewollt.

Menschen sind nun mal, wie sie sind. Ich habe mich damit abgefunden, dass die meisten Leute versuchen, Unsicherheit durch "Humor" wettzumachen und zu allem ihren Senf dazugeben müssen. Ich habe aufgehört, mich für meine Krankheit, meine Insulinpumpe und meine BE-Zählerei zu rechtfertigen, oder mich ständig zu erklären. Klar, es ist mir - wie wahrscheinlich allen Diabetikern - lieber, wenn sich jemand ernsthaft für das interessiert, was ich da mache, oder auch mal ein paar Worte der Wertschätzung findet, aber das passiert leider wirklich selten (und wenn es doch mal passiert - Danke Mama, danke Matze! - dann macht mich das noch viel stolzer). Also werde ich weiter über Sprüche hinweghören und mir innerlich sagen "Reg dich nicht auf, die wissen's nicht besser." Lächeln. Nicken. "Arschloch" denken.

Kennt ihr das? Habt ihr auch solche Sprüche, die euch auf die Palme bringen? Was waren eure einschneidendsten Diabetes-Lästerattacken? Teilt sie mit mir! :)

Allen Mitsüßen und Nichtsüßen einen schönen Abend und einen guten Start ins Wochenende!
A





Montag, 27. Januar 2014

Honigsuesser Sonntag am Schweinemontag

Hallo Welt! Ich muss mich auskotzen. Diese Woche hat zuckertechnisch einfach nichts hingehauen. Aber lest selbst:

Berg- und Talfahrt: 41 mg/dl (nach nervösem, angsterfülltem, aufgeregtem Besuch beim Augenarzt...die russische Augenärztin entließ mich jedoch mit einem "Seijn Sie unbesooorgt, kjein Zjucker an die Augen!" Juchu!) bis 445 mg/dl (gefühlt ist das der höchste Wert, den ich jemals hatte...war die Gegenregulation nach einem nächtlichen Hypofressflash...Son Mist aber auch!)

Mittelwert: 154 mg/dl...sagt ja schon alles. Gut ist anders.

Standardabweichung: 79 mg/dl. Ja.

Was war das beste Essen diese Woche? Definitiv das Gulasch von Mama. Oder der Zander im Speckmantel...auch von Mama. Oder doch die honigsenfigen Wraps von Herrn Honigsuess? Irgendwie war diese Woche alles ziemlich gut.

Was war sonst so?
Die Hausarbeit? Muss warten! Lernen? Muss ich auch noch. Bei den liebsten Eltern gewesen, Bruder in der schönen neuen WG besucht (sie werden so schnell groß!!), gejoggt. Über die BZ-Schwankungen geärgert, noch mehr geschwankt. Beim Augenarzt gewesen, über das Ergebnis gefreut. Festgestellt, dass es nur noch gute 2 Wochen sind. Ich glaube, ich muss einfach wieder weniger Süßigkeiten im Haus haben. Gemerkt, wie lange es dauert, bis man nach einer Monsterhypo mit Monsterfressflash und Mostergegenregulation wieder einigermaßen im Lot ist (diesmal 3 Tage!). Den T1-Day verpasst...Mist! Vorgenommen: Nächste Woche wird alles besser!

Mittwoch, 22. Januar 2014

...läuft!

Gestern bin ich nach längerer Laufabstinenz - mit dem Herrn Honigsuess im Schlepp - mal wieder zu einer Laufrunde aufgebrochen. Eine Stunde vorher die Basalrate abgesenkt, und eine Banane rein. Direkt vorher 208 mg/dl...super! (Und diesmal ist das keine Ironie!) Gewichtige Handgelenkmanschetten umgeschnallt und los. Nach einer halben Stunde war ich dann schon bei 125 mg/dl. Paar Sport-BE. Weiter. Praktisch, wenn man einen Mann mit alter, abgewetzer Rock am Ring Bauchtasche hat, der einem den Diabeteskram nicht nur im Alltag, sondern auch beim Sport hinterherträgt! Dankedankedanke dafür!

Das Ergebnis konnte sich, trotz längerer Laufpause zuvor, echt ganz gut sehen lassen. Auch zuckermäßig war es anschließend ganz okay, besser jedenfalls als bei den letzten Laufaktionen im alten Jahr. Direkt danach 111, eine Stunde danach 218. Keine Korrektur (ist ja eigentlich klar!) und heute morgen bin ich dann mit geschmeidigen 102 mg/dl aufgewacht. Das freut das Läuferherz! Bald mehr...

Dienstag, 21. Januar 2014

Die unsichtbaren Leiden des Neuzeitdiabetikers - heute: Wer die Wahl hat, hat die Qual.

Wie bereits kurz angerissen, ist die Annahme ja weit verbreitet, dass Diabetes heutzutage "echt nicht so schlimm", "keine große Sache mehr" und "total gut zu handeln" sei (zum betreffenden Beitrag geht es hier). Und in gewisser Weise, stimme ich diesen Aussagen, wie ebenfalls schon erwähnt, zu. Ich bin froh, in einer Zeit zu leben, in der ich mich wegen meiner Krankheit nicht mehr kasteien und nach strengen Regeln essen muss. Ich bin froh, dass ich flexibel bin und spontan sein kann. Und vor allem bin ich froh, über die vielen individuellen Behandlungsmöglichkeiten. Wirklich! Aber genau hier eröffnen sich auch wieder massig Probleme: Wer die Wahl hat, hat die Qual!

Früher - und damit meine ich wirklich wirklich früher - war die Diabetestherapie relativ simpel. Simpel, aber nicht angenehm. Strikte Essenszeiten und die Beschränkung auf wenige, blutzuckerunwirksame Nahrungsmittel bestimmten das Leben der Betroffenen (ja, auch ich mag dieses Wort nicht wirklich und verweise an dieser Stelle auf einen gelungenen Artikel von mein-diabetes-blog.com). Das ist heute besser. Auch nach der Einführung der Insulintherapie erwies sich die Behandlung als vergleichsweise einfach (im Vergleich zu dem Tamtam, das heute so veranstaltet wird). Insulin rein, gut is.

Heute gestaltet sich die Therapie des kleinen Zuckerscheißers wesentlich angenehmer, aber dafür weniger simpel. Frei nach dem Motto: "Mehr Rechte, mehr Pflichten". Die Diabetesgesellschaft von heute ist eine weitestgehend Aufgeklärte. Jeder weiß über die Vorgänge (oder eben Nichtvorgänge) im eigenen Organismus zumindest rudimentär Bescheid und versteht seine Krankheit in ihren Grundzügen. Ein großer Vorteil mit einem langen Rattenschwanz. Denn Aufgeklärtheit fordert Denken. Das wusste schon Kant.

Und so reicht es heute schon lange nicht mehr, die reine Menge an zugeführter, blutzuckerwirksamer Nahrung in BE (oder doch lieber KE??...seht ihr, da geht's schon los...ich oute mich, ich rechne mal mit 10g und mal mit 12g...wie es am besten passt! Klappt trotzdem!) umzurechnen, um daraus die benötigte Insulinmenge zu bestimmen. Nein! Auch die Zusammensetzung der Kohlenhydrate spielt heute eine Rolle
(Genaueres zum Thema KH-Zusammensetzung findet ihr im Glossar). Je nach Zusammensetzung wird die Insulinmenge dann gesplittet abgegeben oder komplett über mehrere Stunden verzögert (das alles geht mit der Pumpe relativ problemlos), da Nahrung, die aus langkettigen KH besteht ja länger braucht, bis sie im Blut ist, als kurzkettige KH. Es werden aber längst nicht mehr nur Kohlenhydrate berechnet...

Schonmal was von FPE gehört? Nein? Macht nix...bei mir klappt es auch so ganz gut! Die FPE (Fett-Protein-Einheiten) bieten eine Möglichkeit, neben den KH auch die aufgenommenen Fette und Eiweiße mit Insulin abzudecken, denn man hat herausgefunden, dass auch diese den Blutzucker beeinflussen können. Diese Berechnung ist allerdings ziemlich kompliziert und (anders als die Berechnung von BE/KE, an die man sich relativ schnell gewöhnt)  alles andere als alltagstauglich. Die einzige Gelegenheit, bei der ich Fette und Eiweiße berechne, sind Grillorgien im Sommer. Aber auch hier werden einfach Pi-mal-Daumen ein paar Einheiten mehr abgegeben, ohne das jetzt groß zu berechnen. Wäre ja noch doller, da vergeht einem ja der Spaß am Essen! Außerdem gilt es bei großen Eiweiß- oder Fettmengen, wie auch bei den langen Kohlenhydraten, auf eine verzögerte Abgabe des Insulins zu achten. Und weil das so viel Spaß macht, gibt es dafür mal wieder keine Regel, sondern man muss es...genau...ausprobieren.

Nicht nur gibt es heute scheinbar tausend Wege die Nahrung in berechenbare Einheiten niederzubrechen, oder Insulin abzugeben, es gibt auch mindestens genauso viele Insuline, Messgeräte und Teststreifensorten. Man entscheidet sich dafür einen bestimmten Kathether zu benutzen oder eben nicht zu benutzen. Man wählt zwischen Pumpe oder Pen (oder "wird gewählt"...oder möchte gerne wählen, darf aber nicht). Und jede dieser (noch so kleinen) Entscheidungen kann letztendlich den Ausschlag geben zwischen Erfolg und Misserfolg. Zwischen Gesundheit und Krankheit.

Ohje...und jetzt wo ich das hier so schreibe, frage ich mich, wie ich als relativ verplanter Mensch das immer wieder hinkriege. Obwohl ich mit diesem ganzen Schlamassel großgeworden bin, scheint es mir manchmal undurchdringlich. Es gibt so viele Stellschrauben, an denen man drehen kann, um den Blutzucker zu beeinflussen und es gibt so viele Faktoren, die berücksichtigt werden müssen, wenn es darum geht herauszufinden, warum etwas nicht so läuft, wie es soll.

Als wäre das Leben nicht schon kompliziert genug...

A

Sonntag, 19. Januar 2014

Honigsuesser Sonntag

Schon wieder Sonntag. Zeit für einen Rückblick, finde ich.

Berg- und Talfahrt: 50 mg/dl (meine einzige Hypo diese Woche!) bis 272 mg/dl
Mittelwert: 145 mg/dl (okay, das geht besser)
Aufundab: +/- 54 mg/dl (das geht sogar einigermaßen klar...überrascht mich!)

Was war das beste Essen diese Woche?
Okay, das ist ja wohl klar. Die Burger gerstern waren der Hammer!

Was war das außergewöhnlichste Essen diese Woche?
Puh, wirklich Außergewöhnliches hatte ich diese Woche nicht. Die Woche war durch und durch Basic...auch mal nicht schlecht :)

Was war sonst so?
Wurde beim Termin bei der Diabetesfee gelobt (juhu!!) und habe ein neues Messgerät bekommen (auch juhu!!), wieder nicht an der Hausarbeit weitergearbeitet, dafür umso mehr anderes für die Uni gemacht, To-Do-Liste geschrieben und wenigstens halb abgearbeitet, erkältet, so langsam blicke ich bei der Afrikaplanung durch (wird auch langsam Zeit), Einladung zu meinem ersten Bloggertreffen im Rahmen des T1-Day bekommen, Rucksack für Afrika und Hantelmanschetten zum Laufen gekauft

Was war das Beste diese Woche?
Was kann es besseres geben, als den Besuch eines Lieblingsmenschen? Ein ganz dickes Danke geht raus an den Tobi! ;)

Mit meinem Wochenprofil bin ich diesmal nicht so zufrieden. Am meisten stört mich der Mittelwert. Der ist zwar nicht soooo schlecht, aber eben auch nicht sooooo gut. Das geht besser! Was ich allerdings gut finde, ist die Tatsache, dass ich diese Woche außer der einen Hypo keinen Wert unter 70 mg/dl hatte. Und auch die Standardabweichung ist okay. Das freut dann doch etwas! Am Mittwoch bin ich nochmal bei der Diabetesfee um die Basalanpassung von letzter Woche zu besprechen, bis jetzt hat diese aber gute Chancen, übernommen zu werden. Am Donnerstag geht es dann noch zum Augenarzt und ich werde mir die letzte Impfung vor der Afrikareise abholen...es sei denn die Erkältung bleibt hartnäckig.


Einen wunderbaren Reststonntag an euch liebe Menschen da draußen! :)

A



Freitag, 17. Januar 2014

Hauptsache süß...

Ich backe gerne. Für mein Leben gerne. Und wenn ich backe, dann ist es süß, fettig, viel und (ja an dieser Stelle erlaube ich mir ein wenig Selbstlob) superduperlecker. Ich oute mich, ich halte nichts von zuckerfrei  und fettarm. Jedenfalls nicht, wenn es ums Backen geht. Im Alltag ernähre ich mich gesund und ausgewogen, viel Obst und Gemüse, vollwertige Kost, ganz selten mal ein Weißmehlbrötchen. Und im Alltag nehme ich auch die fettarme Milch statt der Vollmilch, und den fettarmen Jogurt, statt dem Vollfettjogurt. Aber warum sollte ich mich da einschränken wo es am meisten wehtut...beim Süßkram?

Ich bin der Meinung, wenn man von Allem etwas isst (...denn was gibt es Tolleres, als einen breit gefächerten Speiseplan?) und dem Körper all die Nähr- und Mineralstoffe gibt, die er braucht, dann verzeiht er einem auch Naschereien. Und mit Naschereien meine ich nicht "Oh ich mach mir jetzt einen Pudding und ersetze den Zucker mit Stevia", sondern ich meine richtigen Pudding. Mit Zucker und am besten auch noch mit Sahne. Mit Naschereien meine ich nicht "Jetzt gönn' ich mir mal 3 Weingummis", sondern wenn's sein muss, dann gibt es auch mal ne ganze Packung (natürlich alles ordentlich berechnet und mit Insulin abgedeckt!). Und mit Naschereien meine ich auch nicht "Mmmh bei den Temperaturen gibt es nichts besseres als ein fettarmes Diabetikereis!", sondern ich nehme richtiges Eis und wenn ich will, dann auch noch Sahne obendrauf.

Ich finde nicht, dass ich mich deswegen schlecht ernähre, oder nicht auf meine Gesundheit achte. Im Gegenteil. Seit ich so esse, mir keinen Stress mehr mache und einfach esse worauf ich Lust habe (und ja, auch Bewegung spielt eine Rolle), geht es mir viel besser und ich habe 10kg abgenommen. Mit normaler, vollwertiger und ab und zu auch mal ungesunder Ernährung habe ich mehr erreicht, als mit jedem Verzicht, den ich zuvor für ein paar Kilo weniger (die ich meist eh nicht erreicht habe) auf mich genommen habe.

Und was lernen wir daraus? Seid nicht so streng mit euch, ihr Lieben. Jeder Mensch hat ein natürliches Gespür für das, was sein Körper gerade braucht. Zwar muss man nicht allen Gelüsten sofort nachgeben, aber grundsätzlich denke ich, dass man nicht umsonst auch mal Lust auf Süßes, Fettiges, Ungesundes hat. Das ist nicht immer sinnlos, sondern manchmal auch ein Zeichen des Körpers.

Und für alle, die jetzt gerade so ein Zeichen verspüren, hab ich da jetzt noch was. Garantiert zuckerig und fettig:

Honigsuesse Superduperschokomuffins

Zutaten:

300g Mehl
2,5 TL Backpulver
150g Zucker
1 Pck. Vanillinzucker
250g Butter
3 Eier
3-4 EL Kakaopulver (je nach dem, wie schokoladig ihr es wollt)
180g Vollmilchschokolade (3 mittlere Milka Schokonikoläuse)

Zum Verzieren:

Vollmilchkuvertüre und/oder weiße Kuvertüre
Smarties/M&Ms
Krokant
...(der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt) :)

Der Ofen:

175° Ober-/Unterhitze; 160° Umluft
--> Ofen vorheizen

1) Butter in einem Topf zerlassen. Die Eier schaumig schlagen und mit dem Zucker und dem Vanillinzucker verrühren. Anschließend abwechselnd zerlassene Butter und Mehl mit Backpulver unterrühren.

2) Die Schokolade kleinhacken (es können ruhig etwas größere Stücke sein) und zusammen mit dem Kakaopulver unterrühren.

3) Mit einem Esslöffel den Teig auf Muffinförmchen verteilen (ein guter EL pro Förmchen) und auf mittlerer Schiene ca 15 Minuten backen.




BE-Angabe für blanke Muffins (ohne Verzierung):

Gesamter Teig: 42 BE
42 BE : 22 (Anzahl Muffins) = 1,9 BE/Muffin

Verzieren:

Die Kuvertüre im Wasserbad schmelzen. Danach die Muffins mit der Kuvertüre überziehen. Auf der noch feuchten Kuvertüre haften dann Verzierungen aller Art. Diesmal habe ich mich für Mandelsplitter,  helle Kuvertüre und M&Ms entschieden. Auch lecker sind z.B. Sauerkirschen, weiße und schwarze Schokoflocken, Sahnehäubchen, Krokant...hauptsache bunt und süß! ;)

BE-Angabe für fertige Muffins (mit Verzierung):

42 BE (Teig) + 13 BE (Verzierung) = 55 BE

55 BE : 22 (Anzahl Muffins) = 2,5 BE/Muffin

So, viel Spaß beim Nachbacken und Verspeisen :) Die honigsuess-Anne wünscht euch ein wunderschönes Wochenende!








Mittwoch, 15. Januar 2014

Die unsichtbaren Leiden des Neuzeitdiabetikers - heute: Basalratentest

Diabetes ist anstrengend. Nicht, weil ich mir mehrmals täglich in den Finger pieksen, Tag um Tag mit einer Kanüle im Körper rumrennen und immer an "diese Pumpe da, mit dem Schlauch" gefesselt sein muss. Das ist Alltag und Gewohnheit, und wer jetzt sagt "Nee, also das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen", der lasse sich gesagt sein: Wenn dein Leben davon abhängig wäre, dann könntest auch du dich dran gewöhnen. Ganz einfach.
Viel eher sind es diese unsichtbaren Begleiterscheinungen, die der Diabetes so mit sich bringt. Diese Reihe soll sie nach und nach aufdecken, erklären und knallhart mit ihnen abrechnen.

"Ach, ich finde ja, mit Diabetes kann man heutzutage ganz gut leben. Und überhaupt, diese Pumpe da...damit musst du doch garnichts mehr machen. Die macht doch eh alles alleine." So oder so ähnlich hört sich das an, wenn Halbwissen auf das Bedürfnis trifft, irgendwas zu sagen, um sein Mitgefühl für einen Pumpi auszudrücken. Was lieb gemeint ist, kommt meist anders rüber.
Ja, es stimmt, verglichen mit der Zeit, in der es noch keine Insulintherapie gab, und sogar verglichen mit der Zeit, in der das Insulin noch mit furchterregend langen und dicken Spritzen unter die Haut gebracht wurde, haben wir Neuzeitdiabetiker mit unseren technischen Spirenzchen es gut. Sehr gut sogar! Auch "diese Pumpe da" erleichtert mir und vielen anderen das Leben und macht die punktgenaue Einstellung der Blutzuckerwerte einfach.

Moment...habe ich da gerade "einfach" geschrieben? Lasst mich das etwas präzisieren:

Ist alles eingestellt und -  noch wichtiger - sind alle Einstellungen in der Pumpe richtig (und der Pumpenträger mit dem System vertraut), dann erleichtert die Pumpe die Insulintherapie erheblich, ja.
Nur was ist, wenn die Einstellung nicht (mehr) passt? Der Stoffwechsel (und somit auch der Inuslinbedarf) ist ein komplexes System, das immer im Wandel ist und somit nie gleich oder absolut regelhaft. Für die Insulintherapie bedeutet das ein ständiges Beobachten, Ausprobieren und Anpassen. Eine Art dies zu tun ist der Basalratentest. Ja...ist genauso dröge wie es jetzt klingt. Echt!

Ich hatte ja schon einmal von der genau anpassbaren Basalrate geschrieben, bei der stündlich kleinste Mengen Insulin abgegeben und der BZ so reguliert wird. Tolle Sache, aber erst wenn die individuell  passende Basalrate ausgetüftelt ist. Und das geht so:
Es wird ein Zeitraum abgesteckt in dem die akutelle Basalrate auf ihre Funktionalität überprüft werden soll. 4-6 Stunden vorher (anhängig von Nahrung und Insulin) wird die letzte Mahlzeit eingenommen und zum letzten mal Essensinsulin abgegeben. Zum Beginn der geplanten Testphase wird der BZ gemessen. Liegt dieser im Zielbereich (90-150mg/dl ist der Zielbereich, den meine Praxis vorschlägt, andere Praxen, andere Werte!), kann der Test beginnen. Dann wird über einige Stunden nichts gemacht (kein Essen, kein Sport, keine andere Bewegung, kein Garnix!)  und stündlich der BZ gemessen. Bleiben die Werte kostant passt die Basalrate, wenn nicht, weiß man, dass nach oben oder unten nachreguliert werden muss.

So wie war das mit dem Schema-F? Ja richtig, nur weil es eins gibt, heißt das nicht, dass es auch klappt. Und so ist es (bei mir zumindest) hier leider meistens. Man bereitet sich super genau auf den Test vor, die Startbedingungen scheinen diesmal wirklich erfüllt zu werden. Und dann...Unterzucker, Überzucker, Kasalla und Trallafitti - und das (scheinbar) unbegründet. Klasse! Für jeden dieser  misslungenen Versuche haut man Zeit, Teststreifen (Geld!!) und gute Laune zum Fenster raus. Vielleicht hat man extra für den geplanten Basalratentest am Vorabend auf Sport verzichtet (das darf man nämlich auch nicht!) und ärgert sich jetzt riesig. Vielleicht hat man der besten Freundin für das gemeinsame Mittagessen beim Lieblingsasiaten abgesagt, um den Test zu machen, nur um dann festzustellen, dass der Test ins Wasser fällt, die beste Freundin aber längst was anderes vorhat. Vielleicht hat man zum Freund am Abend gesagt "Heute nur kuscheln!", weil man geplant hatte über Nacht einen Basaratentest zu machen, nur um dann um 0 Uhr, wenn der Freund schon schläft, festzustellen, dass der Startzucker zu hoch ist. Und das will nun wirklich keiner. Schade, Schokolade!

Also bitte, bevor ihr das nächste Mal (und sei es aus purer Nettigkeit, oder einfach nur weil ihr nicht wisst, was ihr sagen sollt, um eurem Mitgefühl Ausdruck zu verleihen) zu einem Satz wie "Ach, aber damit kann man doch heute gut leben..." ansetzt, denkt an diesen Artikel und fragt euch, ob das eurer Einschätzung nach "gut leben" ist. Manchmal ist schweigen eben doch noch gold! :)

Bald mehr zum Thema "Die unsichtbaren Leiden des Neuzeitdiabetikers".
Habt einen wunderbaren Tag!

A

Dienstag, 14. Januar 2014

Dawn of the dead...pancreas

Dawn-Phänomen. Klingt super. Filmreif irgendwie und ein bisschen nach Bourne-Verschwörung.

Tja, Pustekuchen. Schön wär das!
Denn anders als der spektakulär klingende Name vielleicht vermuten lässt, handelt es sich nicht um ein neues filmisches Meisterwerk, sondern (wer hätte das gedacht) um eine der am schwierigsten in den Griff zu kriegenden Komplikationen in der Diabtestherapie und gerade meine Hauptbaustelle. Das Dawn-Phänomen ist also ein richtiger Scheißer!

Wie der Name schon sagt, spielt sich das ganze Übel in den frühen Morgenstunden ab. So weit so gut. Aber was passiert da denn nun jetzt? Das ist eigentlich schnell erklärt:
In den frühen Morgenstunden schüttet der Körper vermehrt Hormone aus. In der Kindheit/Jugend sind das größtenteils Wachstumshormone, deshalb ist das Dawn-Phänomen in diesem Zeitraum besonders weit verbreitet. Neben den Wachstumshormonen kommen da auch Kortisol, Glukagon und Adrenalin zum Einsatz, allesamt Gegenspieler des blutzuckersenkenden Insulins. Die Folge: ein  mehr oder weniger (bei mir momentan eher mehr!) starker Anstieg des Blutzuckers in den frühen Morgenstunden und somit auch ein erhöhter Nüchternwert. Morgenstund hat Zucker im Blut oder so. Das ist kacke, macht keinen Spaß und der Tag ist dann meist schon morgens für die Tonne.

Was also tun?
Prinzipiell ja 'ne klare Sache. Mehr Insulin. Immer mehr, bis es wieder passt. Oder bewegen, um dem Anstieg entgegenzuwirken. Okay, streichen wir das mit der Bewegung...das ist nachts um 4 dann doch nicht  die beste Lösung. Zurück zum Insulin. Bei "Pennern" (Leute, die Insulin spritzen, meine Freunde, nicht der faulige "Straßenfeger"verkäufer am Eck) wird also entweder die Dosis Basalinsulin angepasst, oder kurz vor der betreffenden Zeit der Wecker gestellt, um dann eine kleine Menge Insulin zu spritzen (was ja prinzipiell fast genauso unschön ist wie die Sportsache), ooooder aber der Umstieg auf Pumpe in Erwägung gezogen. So war das auch bei mir, als ich 11 war. Genau so.

Warum?
Anders als beim Spritzen, kann mit der Pumpe eine stündlich variierende Kleinstmenge Insulin in den Körper abgegeben werden, die individuell an den Träger angepasst wird. Diese supergenaue Anpassung erlaubt es, im Fall eines auftretenden Dawn-Phänomens schnell und effektiv die Basalrate so zu regulieren, dass dem Blutzuckeranstieg entgegengewirkt wird.

Und wie geht das dann genau?
Dafür habe ich nur ein Wort: Basalratentest (Post zum Thema folgt!). Und das dann nachts. Auch ganz schön nervig! Na dann "Gute Nacht"...

So, jetzt denkt man sich ja, wenn man nach diesem Leitfaden vorgeht, müsste das Problem gebannt sein. Denkste. Dann hat man leider die Rechnung ohne die Diabetessau gemacht. Die ist nämlich ungefähr so drauf, wie eine prämenstruelle, unterzuckerte Frau mit Entscheidungsschwierigkeiten und Stimmungsschwankungen vom Feinsten. Und das gilt nicht nur für's Dawn-Phänomen. Das ist so ziemlich auf jedes Zipperlein der Mrs. D. anwendbar. Kaum meint man, die Lösung gefunden zu haben, überlegt es sich die Zicke wieder anders und entwickelt sich (meist negativ) in eine andere Richtung weiter.

Freunde, glaubt es mir (die süßen Leser wissen nur zu gut wovon ich rede, den anderen sag' ich es jetzt), nur weil es vermeintlich ein Schema-F zur Lösung eines Diabetesproblems gibt, heißt das noch lange nicht, dass es auch wirklich klappt. Da hilft leider auch kein gut gemeintes "Ach, das wird schon wieder...!" oder unwissendes (und sicher auch gut gemeintes) "Und wenn du einfach bisschen Traubenzucker isst...?". Also verzeiht uns einfach, wenn wir in solchen Zeiten, in denen wir nur rumprobieren, basteln, machen und tun (...und sich trotzdem nichts ändert...also meistens!) manchmal etwas angespannt und unleidlich sind und auf eure lieb gemeinten Ratschläge nicht immer ganz angemessen reagieren. Das ist keine böse Absicht, das ist einfach Erschöpfung, Frustration und Zickenkrieg!

A



Sonntag, 12. Januar 2014

Honigsuesser Sonntag

Sonntag. Der letzte und meiner Meinung nach der blödeste Tag der Woche (nach Montag). Zeit für eine honigsuesse Wochenbilanz.

Berg- und Talfahrt: 46mg/dl bis 282 mg/dl
Mittelwert: 126mg/dl
St.abweichung: +/- 56 mg/dl

Das beste Essen? Ich mag ja keine Ketten, aber die Nudeln gestern beim Vapiano waren einfach der Knaller.
Das ungewöhnlichste Essen? Original laotisches Essen, das ein ganz lieber Besucher aus Laos für uns gekocht hat (leider etwas zu korianderlastig für meinen Geschmack). Unmöglich zu berechnen!
Was war sonst so? Habe die Hausarbeit erfolgreich eine weitere Woche vor mir hergeschoben, Reiseapotheke und buschtaugliche Schuhe für Afrika zugelegt, vorgenommen weiterhin so viel zu trainieren, Abschied genommen von einem tollen Mädchen, Zwischenmieter fürs Zimmer gefunden, vorgenommen nächste Woche die Hausarbeit zu schreiben (dann aber wirklich!), -10kg geknackt (yeaaaah!).
Ich habe das Gefühl, es wird langsam alles wieder etwas ruhiger und stabiler. Mal gucken wie sich das aufgrund der Afrikareise in den nächsten Wochen so weiterentwickelt. Nach unten weggerutscht bin ich diese Woche hauptsächlichdurch hormonelle Unruhen, nach oben wegen Stress und Ärger (ein Post zu diesem Thema ist für die nächste Woche geplant). Sport? Ja bitte! Essen? Viel und gut!