Sonntag, 28. September 2014

1. Diabetes Blog Woche - Sonntag

Eine tolle Woche mit viel Lesestoff geht zu Ende. Ich hatte wirklich Spaß beim Durchforsten der Blogs und habe viele neue Blogs entdeckt, die ich in Zukunft ausgiebiger verfolgen möchte. Außerdem habe ich mal wieder gemerkt, wie viel Spaß mir das Schreiben macht. Ich nehme mir vor, in Zukunft wieder ein Wenig präsenter zu sein. Das ist er nun, mein letzter Beitrag zur #DBW2014: And the Oscar goes to...

Mein erster Oscar geht an das Team der #DBW2014: Tine, Ilka, Finn und Sascha. Es braucht einfach Leute wie euch, mitreißende Persönlichkeiten, engagierte Organisatoren, um solche Events auf die Beine zu stellen. Danke für euren Einsatz, ich glaube ohne euch und eure tollen Ideen wäre die #dedoc nicht das, was sie heute ist. Auch jedem eurer Blogs möchte ich einen Oscar verleihen:

Tine: Dein Blog war glaube ich der zweite oder dritte Diabetesblog, auf den ich gestoßen bin, und für mich von Anfang an mit der authentischste. An alle anderen: Versteht mich nicht falsch, ich will damit keineswegs sagen, dass Eure Blogs nicht authentisch sind, aber dieser berührt mich immer wieder aufs neue besonders. Es ist toll wie offen und ehrlich du uns an deinem alltäglichen Leben teilhaben lässt, wie lebensnah du schreibst. Es ist schön zu lesen, wie gut du dich in deinem (jetzt schon nicht mehr ganz so) neuen Leben zurechfindest und das miterleben zu dürfen macht mir wirklich Spaß.

Ilka & Finn: Wie bereits in meinem Mittwochspost über die #dedoc kurz erwähnt, wart ihr diejenigen, die mich überhaupt erst darauf gebracht haben mal im Internet nach einer Diabetikercommunity Ausschau zu halten. Euer Blog macht Spaß, unterhält, informiert und macht glücklich. Ihr trefft immer den richtigen Ton und genau das ist es, was euren Blog ausmacht. Eine tolle Mischung aus Ernsthaftigkeit und Spaß, Information und Rumblödelei (wenn ich das jetzt mal so salopp ausdrücken darf). Danke dafür!

Sascha: "Diabetes - Eine Frage der Einstellung" ist der Untertitel deines Blogs und genau das ist es, was mir aus der Seele spricht. Und wenn hier einer eine gute Einstellung zum Thema hat, dann bist das ja wohl du. Ich mag die ehrlichen Worte, die kurzen und prägnanten Posts. Alles was du schreibst ist auf den Punkt gebracht und doch immer irgendwie lebhaft.

Einen letzten Oscar möchte ich noch an Menschen verleihen, die mit Blogs und der #dedoc ungefähr so garnichts zu tun haben: Dem Matze für die Geduld, fürs Mitdenken und dafür, dass er mittlerweile besser berechnen und Reservoire füllen kann als ich. Meiner Mama für die Ratschläge früher und heute sowie für alles andere. Meinem Papa für die nötige Portion Humor. Und Ernst. Und dem Himbeertoni dafür, dass er etwas ganz besonderes ist und außerdem super grillen kann ;)

Achja....einen hab ich noch. Der #dedoc-Oscar für das beste (oder vielleicht eher für das meiste) Drama geht an die Facebookgruppe Diabetes Typ 1 :D

Euch allen einen schönen Restsonntag!

Samstag, 27. September 2014

1. Diabetes Blog Woche - Samstag

Wie war das eigentlich damals am Tag X - dem Tag, an dem der Diabetes kam?

Ich glaube ja, einen richtigen Tag X gibt es nicht. Meine Mama sagte mal sie denke im Nachhinein, dass ich schon Jahre vor der eigentlichen Diagnose im März 2000 gelegentlich Symptome zeigte, die einfach nicht als das erkannt wurden, was sie wirklich waren. Wieso auch? Im alltäglichen Wusel denkt man sich nichts dabei, wenn das Kind mal ein paar Tage müde und doll durstig ist.
Mit 5 (ich glaube es war mit 5) hatte ich mal eine Lungenentzündung - vielleicht war das der Auslöser allen späteren Übels. Heute schwer nachzuvollziehen.
Richtig stutzig wurden meine Eltern damals im Skiurlaub. Ich war schlapp, müde, mir taten ungewöhnlich schnell die Beine weh und ich war auch sonst einfach nölig. Ständig waren Trink- und Pipipausen fällig, in denen ich dann auch noch meist mit Skiwasser, Fanta oder Saftschorle meinen nicht enden wollenden Durst löschte. Da auch mein Opa und mein Uropa mit dem süßen Kumpel (allerdings Typ 2) zu tun hatten, kannte meine Mama die typischen Symptome und so ging es nach der Rückkehr aus dem Skiurlaub erstmal zum Hausarzt. Als der uns dann sofort an den Diabetologen weiterüberwies, war eigentlich alles klar.

So wirklich aktiv erinnern kann ich mich an fast nichts mehr, das meiste weiß ich aus Erzählungen. Eines weiß ich aber noch: Ich hatte richtig Angst vor Spritzen. Im Wartezimmer hatte ich so Angst, dass mir Blut abgenommen werden muss, dass ich mich am Ende über den Pieks in den Finger fast schon gefreut habe (naja ein bisschen geheult habe ich vielleicht trotzdem). Das Gerät zeigte 599mg/dl, den Grenzwert des Messgeräts - wie hoch ich wirklich war, weiß ich nicht. Im Nachhinein weiß ich aber, dass ich einem diabetischen Koma wahrscheinlich nicht allzu fern war. An die Stunden die folgten, habe ich so gut wie keine Erinnerung mehr. Leute kamen und gingen, sagten wie tapfer ich doch sei, erklärten mir was von Schlüsselchen und Schränkchen und dann war da diese Frau. Ich bin die Annette,  sagte sie, ich heiße fast genau wie du. Sie zog einen Kugelschreiber aus der Tasche, öffnete den Deckel und dann begriff ich: das ist kein Kuli, das ist eine SPRITZE. Oh Gott, ich hätte ausrasten können. Bin ich wahrscheinlich auch. Ziemlich wahrscheinlich sogar. Aber irgendwie musste es ja rein, das Insulin.

Das nächste woran ich mich erinnere ist, dass wir wieder Zuhause waren. Ich war alleine in der Küche und ich hatte SO Hunger. Erstmal ein Brot. Lecker. Aber hey,  halt, da war doch was. Ich darf das jetzt nich mehr, schoss es mir durch den Kopf. Genau in diesem Wortlaut. Das weiß ich noch. Also doch kein Brot. Das war in dem Moment mein einziges Problem. Kein Brot. Mist!

Die nächste Szene, die ich noch im Kopf habe fand noch am selben Abend statt. Abendessenszeit. Hunger! Brot! Endlich was essen!!! Anne, wir müssen erst noch Zucker messen, sagt meine Mama. NUR Fingerpieksen! Also gut, Fingerpieksen lasse ich mir noch gefallen. Ich meine mich zu erinnern, dass der Wert immernoch doll hoch war, aber auf jeden Fall schon besser, als der erste. Aber naja, jeder Diabetiker weiß ja, beim Fingerpieksen bleibt es meistens nicht. Und Angst vor Spritzen hatte ich immernoch. Was jetzt kommen sollte ist die schlimmste Erinnerung meines Lebens. Meine Eltern mussten mich zu zweit festhalten, damit mir mein Papa die Spritze setzen konnte. Ich habe geschrien, gestrampelt, gezappelt und mich mit ganzer Kraft gewehrt - aber irgendwie half alles nichts. Es musste halt gemacht werden. (Zu eurer Beruhigung, ich hatte schnell keinen Bock mehr auf das Spritzentheater und habe dann doch beschlossen, dass es besser ist für alle Beteiligten, wenn ich mich von nun an selbst spritze.)

Das war er, mein Tag X. Ein Tag, der alles auf den Kopf gestellt hat. Aber trotz allem, trotz aller Höhen und Tiefen, würde ich nie behaupten, dass er alles schlechter gemacht hat. Er hat vieles verändert, das auf jeden Fall, aber wirklich schlechter geworden ist dadurch eigentlich nichts. Naja gut, ein paar Dinge vielleicht...aber wie sagt der Pfälzer so schön: So hot halt jeder sei Päckel zu trage.

Wenn ich das jetzt so schreibe fällt mir auf, dass ich selbst an meinem Tag X eigentlich sowieso nichts begriffen habe. Und ich versuche mir vorzustellen, wie es für meine Eltern gewesen sein muss. Wie es sein muss, seinem schreienden, strampelnden Kind eine Spritze zu setzen. Wie es sich anfühlen muss, zu erfahren, dass das eigene Kind unheilbar "krank" ist (ich mag dieses Wort nicht). Und jetzt wo ich weiß, was es heißt als Erwachsener selbst Diabetes zu haben, ziehe ich meinen Hut vor allen Eltern von Kindern mit Diabetes - allen voran vor meinen eigenen.




Freitag, 26. September 2014

1. Diabetes Blog Woche - Freitag

Wie schnell doch so eine Woche vergeht, wenn sie nur gut gefüllt ist. Heute ist Freitag. Ich blicke zurück auf mein Leben mit dem Diabetes und erzähle zwei "Geschichten, die das Leben schrieb":

Ich hab in den letzten 15 Jahren bestimmt viele Situationen erlebt, die im nachhinein erzählenswert wären, an die wenigsten kann ich mich aber bewusst erinnern. Die früheste Geschichte aus meinem Leben rund um den Diabetes, an die ich mich noch vollständig erinnern kann, stammt aus meiner Schulzeit. Ein genaues Jahr kann ich nicht mehr festmachen, aber das ist ja auch total irrelevant. Jedenfalls bekam ich Wind davon, dass eine Mitschülerin abfällig über mich und den Schweinepriester redete. Später stellte sich dann heraus, dass sie so Sachen verbreitete wie: "Die gibt mit ihrem Zucker ja nur an", "Das ist halt das einzige, was an der besonders ist", "Die nutzt ihren Zucker ja nur als Ausrede, dass sie nicht bei Sport mitmachen kann, weil sie so schlecht in Sport ist" (stimmt übrigens alles nicht!). All solche netten Grausamkeiten, die mich ehrlich gesagt schon sehr getroffen haben. Aber naja...Kinder sind grausam - und manche leider auch noch doof dazu. Glücklicherweise ist das aber auch die einzige wirklich schlechte Erfahrung, die bei mir hängengeblieben ist. 

Was überwiegt sind gute, lustige und schöne Erinnerungen. Eine von diesen Geschichten liegt erst drei Tage zurück, weshalb ich sie an dieser Stelle herauspicken und stellvertretend für all die Geschichten erzählen möchte, in denen verständnisvolle, nette Mitmenschen die Hauptrolle spielen.
Ich hatte letzten Dienstag eine meiner bisher wichtigsten Prüfungen im Leben eines Bachelorstudenten: die erste mündliche Bachelorprüfung. Aufregung und Anspannung in den Wochen davor, blanke Panik (naja das ist jetzt vielleicht etwas übertrieben) am Tag der Prüfung. Mein Prüfer wusste, dass ich Diabetikerin bin und ich hatte ihn auch vorgewarnt, dass ich unter Stress gerne mal in den Keller rutsche. Als ich am Tag der Prüfung in sein Büro kam und mich hingesetzt hatte, streckte er mir grinsend ein Snickers hin: "Hier ich hab Ihnen da mal was besorgt, falls es zum äußersten kommt". Eine richtige nette Geste, die zeigt, dass es doch noch aufmerksame Menschen gibt, die sich Gedanken machen und nicht einfach drauf los plappern. Das Snickers habe ich übrigens nicht gebraucht. Danke an dieser Stelle nochmal an meinen Prüfer für die nette Geste (und für die Note!!).
Und an alle, die sich jetzt beschweren wollen, dass Snickers ja wohl mal so garnicht als direkter Hypokiller zu gebrauchen sei: Die Geste zählt!

Ich bin jedenfalls bereit für das nächste Kapitel meiner Geschichte und freue mich auf das, was da noch kommen mag.





Donnerstag, 25. September 2014

1. Diabetes Blog Woche - Donnerstag (jetzt aber wirklich)

So, dann schiebe ich mal direkt noch einen hinterher. Nachdem ich gestern gepennt habe und meinen gestrigen Post heute (besser gesagt gerade eben) geschrieben habe, hier jetzt noch mein aktuelles Werk zum heutigen Thema: Technik, die begeistert.

Technik. Puh. Das ist ja mal so garnicht mein Lieblingsthema. Trotzdem will ich versuchen, euch meine Sicht der Dinge auf dieses - für unser Diabetiker nicht ganz unwichtige Thema - zu schildern.
Als der Schweinepriester bei mir eingezogen ist, wurde gespritzt. Teils mit Einwegspritzen. Nicht wirklich hightech, dafür aber unangenehm. Sonst wäre es ja langweilig.
Seit (ich glaube) 2003 bin ich stolze (!!!) Besitzerin einer Pumpe. Schon immer von Minimed/Medtronic, weil wegen isso. Und diese Technik begeisterte mich zu Beginn garnicht. Gar-gar-garnicht. "Katheter" ist ein garstiges Wort mit bitterem Beigeschmack und die Idee 24/7 an ein Gerät angeschlossen zu sein klingt für viele (wie auch für mich damals) echt irre. Bot, Robo, Tamagochi. Technik vs. menschlicher Körper. Igittibäh! Nach der Eingewöhnungsphase verflogen meine Sorgen und meine Pumpe und ich verstehen uns seither prima.

So richtig ge"flash"t (höhö) war ich, als ich das erste mal ein CGM tragen durfte. Was vorher immer durch blöde "Auslassversuche" aka. Basalratentest ausbaldowert werden musste, sollte sich mithilfe des kontinuierlichen Glukosemesssystem ganz einfach bestimmen lassen. Ganz einfach - pah! So super die Idee auch war und so sehr sie mich zu Beginn begeisterte, das Riesenteil (damals noch größer als meine Pumpe) mit Megakabel wollte und wollte einfach nicht funktionieren. Selten geschah es, dass mal ein Test wirklich funktionierte. Damals noch undenkbar, dass es in nicht allzu ferner Zukunft CGM-Geräte für den Hausgebrauch geben sollte. Für Leute, die sich sowas leisten können. Ich bin absoluter Verfechter der kontinuierlichen Messung und beneide jeden darum, der so ein schmuckes Teil sein Eigen nennen darf. Keine Teststreifenverschwenderei mehr, kein Fingerwundgesteche. Ein Traum wäre das. Auch das neue F(lash)G(lucose)M(onitoring), das viele meiner Bloggerkollegen ja kürzlich am eigenen Leib testen durften, ist meiner Meinung nach - vor allem nach der Lektüre der bisherigen Blogposts zu diesem Thema - ein vielversprechendes Teil. Ich bin gespannt, wie es sich auf dem Markt schlägt und ob es dem vielgeliebten CGM den Rang ablaufen kann.

Da mein Erfindergeist leider gleich null ist, verzichte ich an dieser Stelle darauf meine Trauminsulinpumpe-CGM-wasauchimmer-Konstruktion zu entwerfen und sage nur so viel: Ich bin froh, in einer Zeit Diabetiker zu sein, in der es möglich ist diese Krankheit auf eine mehr oder weniger angenehme Art und Weise zu behandeln. Die Vielzahl an Behandlungsmöglichkeiten ist überwältigend und es ist quasi für jeden was dabei. Ich bin zuversichtlich, dass sich auch in den nächsten Jahren weiterhin viel tun wird. So steht zur Zeit zum Beispiel der Bionic Pancreas auf dem Prüfstand, ein System, das nach eigenständiger Bestimmung des Glukosegehaltes der Gewebsflüssigkeit über die passende Dosierung und Abgabe von Insulin und Glukagon die Funktionen der Bauchspeicheldrüse imitiert und so den BZ-Spiegel konstant hält. Man darf gespannt sein.


1. Diabetes Blog Woche - Mittwoch (am Donnerstag)

Heute bin ich Punk. Es ist Donnerstag. Ich schreibe trotzdem noch einen nachträglichen Mittwochspost über die #dedoc. Einfach weil ich es mir nicht nehmen lassen möchte, all die großartigen Menschen für das zu loben, was sie sind: eine große Familie gleichgesinnter mit total unterschiedlichen Blickwinkeln auf das Leben aber einer großen Gemeinsamkeit.

Seit ich acht bin mische ich nun schon im Diabetesbusiness mit. Immerhin schon fast 15 Jahre. Die meiste Zeit dieser 15 Jahre habe ich mich mehr oder weniger alleine (bis auf Mama, Papa, Bruder und später dann Freund als Unterstützer) mit dem Honigmonster rumgeschlagen, was bis auf ein paar mehr oder minder große Dramen immer ganz gut funktioniert hat. Nach meinem Auszug von Zuhause bin ich dann durch Zufall in der Zeitschrift FOCUS Diabetes auf ein Porträt von Ilka und Finn gestoßen, die sich mit ihrem Blog schon seit vielen Jahren im World Wide Web herumtreiben und zusammen mit einem weiteren Blog quasi den Grundstein für die #dedoc legten. Schnell hatte ich mich durch alle Beiträge durchgeklickt und konnte es kaum glauben: "Hey es gibt ja wirklich noch andere Leute, die sich mit genau demselben Kram rumschlagen, sich über die selben (manchmal banalen) Dinge freuen oder ärgern, die Tipps geben und sich für die Aufklärung der Gesellschaft zum Thema Diabetes engagieren". Erst durch diesen Blog kam ich auf die Idee, vielleicht auch mal bei Facebook nach Diabetikergruppen zu suchen, und wurde sofort fündig. Eine neue Welt eröffnete sich mir, denn - wie bereits erwähnt - war ich bisher immer überall die Einzige mit Diabetes. Ein Dank geht also (unbekannterweise) raus an Ilka und Finn, die mich überhaupt erst auf die Idee gebracht haben, nach "Leidensgenossen" zu suchen.

Anfang dieses Jahres, als mein süßer Kumpel und ich mal wieder durch eine eher trockene Phase unserer Beziehung mussten,  habe ich beschlossen, dann auch selbst teilzunehmen, selbst zu bloggen. Garnicht so einfach, wie man sich das immer vorstellt. Auch wenn ich es oft nicht schaffe stetig am Ball zu bleiben, wie andere aktivere Blogger, merke ich doch, dass es mir viel gibt mir alles von der Seele zu tippen. Ich fühle mich geehrt, wenn mich manchmal persönliche Nachrichten bei Facebook erreichen, in denen mich Leute, die in Facebookgruppen sehen, dass ich mich dort des Öfteren bewege und scheinbar aus einem großen Erfahrungsschatz schöpfe, um Rat fragen. Auch wenn ich weiß, dass ich als "Mitdiabetikerin" keinen Arzt und dessen medizinisches Fachwissen ersetzen kann, ist er trotzdem ein schönes Gefühl manchmal mit meinen Erfahrungen rund um das Thema Leben mit Diabetes helfen zu dürfen. Danke also auch an alle, die meinen kleinen Blog trotz oftmals langer Pausen zwischen den Posts verfolgen.

Im Laufe der Jahre meiner "Aktivität" in der #dedoc kamen viele Blogs dazu, die ich gerne verfolge. Es ist einfach schön zu lesen, dass es viele von UNS gibt. Dass wir alle so unterschiedlich sind und doch von den gleichen Problemen geplagt. Dass wir alle anders mit unserem Wegbegleiter umgehen und so viel voneinander lernen können. Und dass wir offenbar ernstgenommen werden. Seit ich blogge kamen schon einige meiner nicht-diabetischen Freunde auf mich zu und haben zum ersten Mal wirklich das Thema Diabetes angesprochen. Auch ihnen eröffnet sich dadurch hoffentlich ein anderer Blickwinkel auf unser Leben und darauf warum die Dinge manchmal so sind, wie sie sind. Und auch das habe ich der #dedoc zu verdanken.

Thank you, you crazy folks! Seit ich euch "kenne", macht der Diabetes irgendwie wieder mehr Spaß!

Dienstag, 23. September 2014

1. Diabetes Blog Woche - Dienstag


Ich weiß, ich bin ein wenig spät dran, aber besser spät als nie. Also los:

Heute ist Dienstag. Dienstag ist Snapshot-Tag. Da ich leider kürzlich aufgrund eigener Dummheit mein Handy und somit viele meiner Diabetes-Snapshots verloren habe, müsst ihr euch mit diesen schnellen, nachgemachten Bildern, sowie einigen Bildern meiner letzten großen Reisen mit Diabetes (also ob es jemals große Reisen ohne Diabetes gegeben hätte!!) begnügen.

Ich gestehe: Ich bin ein notorischer Teststreifensammler. Selbst wenn ich IM Mülleimer wohnen würde wär' ich noch zu faul die immer wegzuwerfen. Aber wie soll man auch ohne Teststreifenspur den Heimweg finden?
Wer kennt sie nicht, die klassische Fressschublade?!

Im diesjährigen Italienurlaub kennen- und liebengelernt: der wohl schmackhafteste Hypokiller der Welt!

Schon immer so gewesen: Das Quickset und ich verstehen uns prächtig. Außer es reißt raus. Oder knickt ab. Oder blutet voll. Oder verstopft sonst irgendwie. Oder schließt nicht richtig. Dann knallts...und das gewaltig.
Egal ob "entspannte" Wandertour...
...Abspacken im Blyde River Canyon...

...spannende Kletteraction an der ligurischen Steilküste...

...oder Butternut-Transport auf afrikanisch...
...lasst euch NIE von irgendwelche Leuten einreden, ihr könntet irgendwas "wegen dem Zugga" nicht machen. Geht raus, macht euer Ding und zeigt der Welt was WIR drauf haben.

Biologiestunde zum Thema Diabetes in einer südafrikanischen Schule.

Euch noch einen schönen Abend, ihr Lieben, und bis morgen!

Montag, 22. September 2014

1. Diebetes Blog Woche - Montag

Wer von den Zuckernasen in den sozialen Netzweken einigermaßen aktiv ist, der wird schon von der 1. Diabetes Blog Woche gelesen haben. Ein super Idee wie ich finde und so möchte ich diese Gelegenheit nutzen, meinem (zugegebenermaßen etwas eingestaubten) Blog neues Leben einzuhauchen, wieder aktiv in Austausch mit anderen zu treten, sowie meinen eigenen kleinen Beitrag zur dedoc zu leisten.

Ein Brief soll es also sein. An den Diabetes. Aaaaaalrighty, then....

Lieber Schweineprister,

im Laufe unseres gemeinsamen Lebens habe ich dir schon viele Namen gegeben - Schweinepriester, Diabetessau, Zuckerseuche, Sch***-Ar***-Diabetes - allerlei Unschönes, Gemeines, Gerechtfertigtes. Gerechtfertigtes? Wirklich? Heute - nach fast 15 Jahren mit dir weiß ich die Antwort auf diese Frage: Nein!

Als du bei mir eingezogen bist (okay, ich war auch erst acht) war ich überfordert. Zumindest anfänglich. Messen und spritzen (OHMEINGOTTHATSIEGRADESPRITZENGESAGT??? MAMAAA!!), rechnen (ieh rechnen!!), verzichten, neues lernen, umstellen. Mit acht nicht so leicht. Dass es mit 22 auch nicht viel einfacher sein wird, davon hat mir damals keiner erzählt. Auch heute stolpere ich oft. Stolpere über Basalratentests die nicht klappen wollen, Pizzen die sich nicht berechnen lassen. Scheitere ab und zu an einer Tüte Haribo Phantasia und ärgere mich über die eigene Inkonsequenz. Trotzdem meistere ich dich. Ich meistere dich mal besser, mal schlechter, aber ich meistere dich. Und das allein. Du gibst mir Selbstvertrauen.

Du bist wirklich nicht einfach. Du erforderst Aufmerksamkeit, die ich manchmal meistens gerne anderen Dingen widmen würde. Ich muss mir nachts den Wecker stellen (oder eher 3, weil ich die ersten beiden eiskalt überschlafe), muss mich mit Dawn-Phänomen, glykämischem Index und Fett-Protein-Einheiten rumschlagen. Muss mich über den Burger von gestern Abend ärgern (Hallo...wie daneben ist das denn bitte? Welcher normale Mensch ärgert sich schon über einen Burger??) und bei meiner Cola im Restaurant Zucker messen, weil man den Kellnern heute nicht mehr vertrauen kann. Ich muss mir Katheter setzen ("Ieh, Katheter, ist das nicht was mit Pipi?" - "NEIN MANN!!") und mich Stunden später wundern, warum mein Zucker fast entgleist. Ich muss (manchmal echt blöde) Fragen beantworten und habe nicht das Recht mich aufzuregen, wenn Leute doofe Sprüche drücken (weil macht man nicht). Ich muss in der Bahn meinen Blutzucker testen und Blicke á la "Ieh, muss die das hier machen?!" (Ja verdammt, muss ich!) über mich ergehen lassen. Das alles mache ich nicht zum Spaß, ich mache das wegen dir. Du stellst Herausforderungen. Ich bin an dir gewachsen.

Als chronische Autoimmunkrankheit hast du viele Gesichter. Du bist wankelmütig und (wenn man am wenigsten damit rechnet) konstant. Du bist rebellisch und manchmal ganz sanft. Du bist hoch und tief, laut und leise. Aber vor allem bist du eines: Du bist akut und du bist langfristig. Diese Langfristigkeit vergesse ich im schnöden Alltagsbrei mal ganz gerne. Wie gut unser gemeinsames Leben jetzt grade in diesem Moment funktioniert, bestimmt unsere Zukunft. Bestimmt MEINE Zukunft. Es gibt Tage da frage ich mich, ob ich das alles gut genug mache. Mache ich das alles so gut, dass es mir auch in 30 oder 40 Jahren noch gut geht? Mache ich das alles so gut, dass ich ohne Folgeschäden aus dieser Sache rauskomme? Vielleicht ist es genau meine Angst davor, dass die Antwort "nein" lauten könnte, die mich das Leben lieben lässt. Durch dich habe ich gelernt, das Leben zu lieben.

Ich könnte noch bestimmt zehn weitere positive Dinge aufzählen, die du zu meinem Leben beigetragen hast, aber das würde hier den Rahmen sprengen. Alles was ich noch sagen möchte ist das:
Ich habe gelernt dich zu akzeptieren, habe gelernt zu akzeptieren, dass du den Rest meines Lebens dasein wirst, irgendwo da hinten im Schlepptau. Und genau das ist der Punkt. Ich gehe voraus, du folgst. Und solange das so bleibt, darfst du gerne weiter bei mir Unterschlupf suchen, du kleiner, gemeiner Scheißer.

In (Hass)Liebe,
deine Anne