Dienstag, 14. Januar 2014

Dawn of the dead...pancreas

Dawn-Phänomen. Klingt super. Filmreif irgendwie und ein bisschen nach Bourne-Verschwörung.

Tja, Pustekuchen. Schön wär das!
Denn anders als der spektakulär klingende Name vielleicht vermuten lässt, handelt es sich nicht um ein neues filmisches Meisterwerk, sondern (wer hätte das gedacht) um eine der am schwierigsten in den Griff zu kriegenden Komplikationen in der Diabtestherapie und gerade meine Hauptbaustelle. Das Dawn-Phänomen ist also ein richtiger Scheißer!

Wie der Name schon sagt, spielt sich das ganze Übel in den frühen Morgenstunden ab. So weit so gut. Aber was passiert da denn nun jetzt? Das ist eigentlich schnell erklärt:
In den frühen Morgenstunden schüttet der Körper vermehrt Hormone aus. In der Kindheit/Jugend sind das größtenteils Wachstumshormone, deshalb ist das Dawn-Phänomen in diesem Zeitraum besonders weit verbreitet. Neben den Wachstumshormonen kommen da auch Kortisol, Glukagon und Adrenalin zum Einsatz, allesamt Gegenspieler des blutzuckersenkenden Insulins. Die Folge: ein  mehr oder weniger (bei mir momentan eher mehr!) starker Anstieg des Blutzuckers in den frühen Morgenstunden und somit auch ein erhöhter Nüchternwert. Morgenstund hat Zucker im Blut oder so. Das ist kacke, macht keinen Spaß und der Tag ist dann meist schon morgens für die Tonne.

Was also tun?
Prinzipiell ja 'ne klare Sache. Mehr Insulin. Immer mehr, bis es wieder passt. Oder bewegen, um dem Anstieg entgegenzuwirken. Okay, streichen wir das mit der Bewegung...das ist nachts um 4 dann doch nicht  die beste Lösung. Zurück zum Insulin. Bei "Pennern" (Leute, die Insulin spritzen, meine Freunde, nicht der faulige "Straßenfeger"verkäufer am Eck) wird also entweder die Dosis Basalinsulin angepasst, oder kurz vor der betreffenden Zeit der Wecker gestellt, um dann eine kleine Menge Insulin zu spritzen (was ja prinzipiell fast genauso unschön ist wie die Sportsache), ooooder aber der Umstieg auf Pumpe in Erwägung gezogen. So war das auch bei mir, als ich 11 war. Genau so.

Warum?
Anders als beim Spritzen, kann mit der Pumpe eine stündlich variierende Kleinstmenge Insulin in den Körper abgegeben werden, die individuell an den Träger angepasst wird. Diese supergenaue Anpassung erlaubt es, im Fall eines auftretenden Dawn-Phänomens schnell und effektiv die Basalrate so zu regulieren, dass dem Blutzuckeranstieg entgegengewirkt wird.

Und wie geht das dann genau?
Dafür habe ich nur ein Wort: Basalratentest (Post zum Thema folgt!). Und das dann nachts. Auch ganz schön nervig! Na dann "Gute Nacht"...

So, jetzt denkt man sich ja, wenn man nach diesem Leitfaden vorgeht, müsste das Problem gebannt sein. Denkste. Dann hat man leider die Rechnung ohne die Diabetessau gemacht. Die ist nämlich ungefähr so drauf, wie eine prämenstruelle, unterzuckerte Frau mit Entscheidungsschwierigkeiten und Stimmungsschwankungen vom Feinsten. Und das gilt nicht nur für's Dawn-Phänomen. Das ist so ziemlich auf jedes Zipperlein der Mrs. D. anwendbar. Kaum meint man, die Lösung gefunden zu haben, überlegt es sich die Zicke wieder anders und entwickelt sich (meist negativ) in eine andere Richtung weiter.

Freunde, glaubt es mir (die süßen Leser wissen nur zu gut wovon ich rede, den anderen sag' ich es jetzt), nur weil es vermeintlich ein Schema-F zur Lösung eines Diabetesproblems gibt, heißt das noch lange nicht, dass es auch wirklich klappt. Da hilft leider auch kein gut gemeintes "Ach, das wird schon wieder...!" oder unwissendes (und sicher auch gut gemeintes) "Und wenn du einfach bisschen Traubenzucker isst...?". Also verzeiht uns einfach, wenn wir in solchen Zeiten, in denen wir nur rumprobieren, basteln, machen und tun (...und sich trotzdem nichts ändert...also meistens!) manchmal etwas angespannt und unleidlich sind und auf eure lieb gemeinten Ratschläge nicht immer ganz angemessen reagieren. Das ist keine böse Absicht, das ist einfach Erschöpfung, Frustration und Zickenkrieg!

A



1 Kommentar:

  1. Großartig! Gut geschrieben und auf den Punkt getroffen. Ich leite das mal an Familie, Freunde & all die Klugscheisser weiter die es manchmal einfach nicht verstehen wollen oder können!

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